Spielabbruch in Wilhelmsburg mit Polizeieinsatz. In der Oberliga gab es torreiche Partien, auch dank Meiendorfs Torjäger Nils Roschlaub.

Camlica Genclik war zu Gast beim Spiel der Bezirksliga Süd. Der SVW erwischte den besseren Start, ging früh in Führung. 3:1 stand es, als Schiedsrichter Jan-Erik Sternke sich schon auf die Halbzeit einstellte. Doch kurz vor dem Pausenpfiff erhitzte ein harter Zweikampf die Gemüter, und zwei Spieler von Camlica Genclik flogen mit Gelb-Rot vom Platz. Als dann eine Spieler-Traube um Sternke stand, rettete dieser sich in die Pause. Auf dem Weg in die Kabine folgte der Skandal: Ein Zuschauer lief quer über den Platz, um mit einer Plastikflasche auf das Gespann zu werfen und Sternkes Assistenten am Kopf zu treffen. Es kam zur Eskalation. Das Gespann wurde derartig bedrängt, dass ein Assistent sogar von Rettungssanitätern behandelt werden musste. Auch die Polizei rückte an, hörte Zeugen an. Das Nachspiel findet nun vor dem HFV-Gericht statt.

Die "Rückkehrzeremonie" des lange verletzten Meiendorfer Stürmers Nils Roschlaub wird immer spektakulärer. Beim 1:2 in Oststeinbek am neunten Spieltag sorgte er, eingewechselt in den letzten 15 Minuten, bereits für mächtig Druck. Daraufhin gelang ihm der späte Ausgleich gegen Victoria (1:1), das Führungstor in Niendorf (2:2) - und nun gleich drei Treffer gegen Condor (6:3).

Einen bitteren Nachgeschmack hatte das 0:3 gegen Magdeburg für den FC St. Pauli II gleich im doppelten Sinne. Zusätzlich zur Chancenlosigkeit auf dem Feld musste der Verein auch noch den Diebstahl einiger Einnahmen verkraften. Magdeburger Fans ließen eine unbekannte Summe mitgehen und minderten so den Zahltag trotz einer stattlichen Kulisse von 1488 Fans. St. Paulis Liga-Obmann Hermann Klauck gab an, die fehlende Summe noch nicht genau beziffern zu können: "Wir werden erst Montag bei der Abrechnung wissen, wie viel uns fehlt." Magdeburgs Trainer Steffen Baumgart : "Der Empfang hier war für uns alle sehr freundschaftlich. Es tut mir sehr leid für den FC St. Pauli II."

Über die Zweifel an der Rechtmäßigkeit des dritten Bergedorfer Treffers beim Oberligaspiel in Meiendorf (Endstand 2:4) ist bereits ausführlich berichtet worden. Den von den Meiendorfern erhobenen Protest gegen die Wertung wies das Sportgericht zurück, da die Schilderung von Schiedsrichter Markus von Glischinski (TuS Eilbek) nicht zu beanstanden war. Da es aber Zeugen gibt, welche die schiedsrichterliche Wahrnehmung widerlegen können, hat der MSV Berufung beim Verbandsgericht eingelegt. Die von Manager Jens Malcharczik (44) vorgestreckte Gebühr von 200 Euro veranlasste die Meiendorfer Fans, beim 6:3 gegen Condor für die nächste Verhandlung zu sammeln - es kamen sogar 230 Euro zusammen. Der Überschuss soll jetzt dem Tierpark Hagenbeck gespendet werden.

Beste Werbung für den Fußball betrieben V/W Billstedt und der Bramfelder SV im Topspiel der Landesliga Hansa. Nach 90 hochklassigen Minuten siegte Billstedt mit 3:1. Die Gäste von der Ellernreihe brachten dabei das Kunststück fertig, durch Philipp Kiesewetter (über das Tor) und Max Anders (Innenpfosten) gleich zwei Foulelfmeter zu verschießen, ohne dass Billstedts Keeper Bernd Kruschewski eingreifen musste. Zu allem Überfluss stand Billstedts Hakan Demirci beim 2:1 ungestraft vier Meter im Abseits, und Gästestürmer Dustin Vespermann holte sich in der Schlussminute auch noch eine Rote Karte wegen eines Frustfouls an Kruschewski ab. Kommentar von Bramfelds Trainer Michael Noffz: "Wir haben uns selbst geschlagen."

Das 0:0 gegen Schnelsen II wird als letztes Bezirksligaspiel des TuS Berne auf dem Grandplatz an der Berner Allee in die Geschichte eingehen. Heute um 8 Uhr kommen die Bagger, die Bauarbeiten für den neuen Kunstrasenplatz beginnen. "Der Bau dauert jetzt sechs bis sieben Wochen", sagt Bernes zweiter Fußball-Abteilungsleiter Björn Jacobs. Während der Bauzeit wird der TuS Berne auf die Anlagen des Bramfelder SV ausweichen.

Die Saison in der Kreisliga 5 verläuft für den SC Eilbek weiter in Höhen und Tiefen. Nach dem enttäuschenden 1:1 in der Vorwoche beim TuS Hamburg II fuhren die Eilbeker gegen Oberalster den dritten (!) 8:0-Sieg ein. Vor der Saison waren viele bezirks- und landesligaerfahrene Spieler gekommen. Doch statt souveräner Tabellenführung ist der SCE im Verfolgerfeld. "Wir müssen erst mal kleinere Brötchen backen", sagt Mittelfeldspieler Timm Schwemann.

Zwei Handelfmeter, zwei Platzverweise, sechs Tore. Das Oberliga-Spiel zwischen Altona 93 und Bergedorf 85 (3:3) bot den 632 Zuschauern alles, was ein Fußballnachmittag braucht. Bergedorf konnte dabei trotz dreimaliger Führung nicht als Sieger vom Platz gehen, Altona büßte bei der Aufholjagd auf Victoria Punkte ein. Bergedorfs Co-Trainer Ben Nitschke musste nach 85 Minuten auf die Tribüne, weil er "etwas zu laut geworden war". Ärger von seinem Chef und Vater Manfred muss er aber nicht befürchten: "Ich entschuldige mich für meinen Sohn, normalerweise schiebt man solche Fehler in der Erziehung der Frau zu, das sollte nur zu Hause nicht gesagt werden", flachste der 85-Coach.

Wicke, Wicky und Vicky - alles bei Paloma morgens um 10.45 Uhr. Der USC empfing den SC Victoria, und als Zuschauer war der frühere HSV-Star Raphael Wicky dabei. Der Schweizer ist mit Victoria-Regisseur Roger Stilz befreundet, beide sahen tags zuvor auch schon HSV gegen Leverkusen. Der Spitzenreiter gewann 1:0 und ist nun schon - saisonübergreifend - seit 20 Spielen unbezwungen. Als SCV-Trainer Bert Ehm die Glückwünsche eines Nörglers entgegennahm ("Nur 1:0"), sagte der Coach entrüstet: "Das, was hier immer abläuft, ist ja auch eine ganz andere Sportart als Fußball." Wegen des Grandplatzes an der Brucknerstraße. Übrigens: Bester Mann auf dem Platz war der erst 22-jährige Schiedsrichter Lennard Wicke (TSV Glinde). Offenbar ein ganz großes Talent.