Brasilianische Bewegungskunst findet immer mehr Zuspruch - auch in Deutschland. Sie diente einst als Kampftraining der Sklaven.

Hamburg. Akrobatische Bewegungen gepaart mit Kampfkunst und rhythmischer Musik. Das ist Capoeira. Für «Gringos», wie Nicht-Brasilianer genannt werden, ist die Leichtigkeit, mit der die Capoeiristas – so heißen jene, die Capoeira praktizieren – sich um ihre eigen Achse drehen, Brücken bauen oder ein Rad schlagen, faszinierend. Aber der brasilianische Volkssport findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger.

Die Geschichte der Capoeira ist dabei genauso spannend wie der Sport selbst. Capoeira wurde während der Kolonialzeit in Brasilien von westafrikanischen Sklaven entwickelt. Die Unterdrückten konnten so gleichzeitig ihre Kultur beibehalten und Kampftraining als Tanz tarnen. Noch heute wird das Spiel der Kämpfer im Kreis von Liedern begleitet, die von dem Leid der Sklaven erzählen. Von rivalisierenden Banden im Straßenkampf eingesetzt, kam der potenzielle tödliche Kampfsport später in Verruf und wurde bis 1937 verboten. Danach entwickelte sich die sanfte Variante der Capoeira schnell zum Volkssport in Brasilien.

Feste Regeln gibt es beim Capoeira nicht. Die Teilnehmer stehen alle in der sogenannten «Roda» (portugiesisch für Kreis), wobei sich an einer Stelle des Kreises die Musiker versammeln. Die Musik gibt die Bewegungsabläufe vor. Sie bestimmt, wann akrobatische Einlagen erfolgen dürfen und wann bestimmte Tritte und Schläge erlaubt oder verboten sind. Die Musiker spielen traditionell auf dem Berimbau, einem Saiteninstrument, der Atabaque, einer Trommel, und dem Pandeiro, das einem Tamburin ähnelt. Von den Musikern aus wird auch das Spiel begonnen:

Zwei Capoeiristas hocken sich vor die Instrumente, geben sich die Hand und betreten dann – meist mit einem Radschlag - die Mitte der Roda. Beide fangen dann im Rhythmus des Klatschen der Umstehenden an zu spielen. Spielen heißt beim Capoeira, dass auf jeden Angriff eine Abwehr folgt. Dabei kann zum Bespiel ein Rad geschlagen werden um dem Offensiv-Bewegenden, der sich mit einem Sprung-Fußtritt um die eigene Achse dreht, auszuweichen. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ob bei dem Spiel eher die Kooperation oder die Konfrontation im Vordergrund steht, entscheiden die Spieler selbst.