Rio de Janeiro . Platz sieben für den Hamburger in der Lagenstaffel – Phelps’ 23. Goldmedaille. Deibler will jetzt erst mal Urlaub machen.

Es hätte sicherlich angenehmere Anlässe gegeben, um mit der versammelten Medienschar aus Alemanha zu sprechen. Aber weil Steffen Deibler ein Profi mit Manieren ist, blieb er trotzdem stehen und beantwortete die Fragen, auf die er eine Antwort zu geben wusste. Die wichtigste allerdings muss sich der beste deutsche Schmetterlingsschwimmer noch überlegen: Will er noch einmal einen Olympiazyklus über vier Jahre lang sein Leben dem Sport unterordnen?

„Ich mache erst mal Urlaub, dann entscheide ich, ob mein Leben langsam mal in eine andere Richtung gehen soll“, sagte der 29 Jahre alte Hamburger, nachdem er zum Abschluss der olympischen Schwimmwettbewerbe mit der 4x100-Meter-Lagenstaffel das Gesamtbild bestätigt hatte, das die deutschen Beckenschwimmer in den vergangenen sieben Tagen abgegeben hatten. In 3:33,50 Minuten war das Quartett fast sechs Sekunden langsamer als Olympiasieger USA (3:27,95), was nur deshalb zu Platz sieben reichte, weil China disqualifiziert wurde.

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„Natürlich können wir mit dem Gesamtergebnis unseres Teams nicht zufrieden sein“, sagte Deibler, der auf seiner Paradestrecke in 51,69 Sekunden die zweitschwächste Zeit beitrug. US-Superstar Michael Phelps brauchte 50,33 Sekunden. „Er schwimmt sowieso in einer anderen Liga. Gegen seine Trainingsumfänge komme ich mir wie ein Hobbysportler vor“, sagte der gebürtige Biberacher, der über 100 Meter Schmetterling als 18. im Vorlauf gescheitert war. Dennoch zeigte sich der Umwelttechniker mit seiner Leistung nicht unzufrieden. „Es war das Maximum, was ich abrufen konnte. Ich habe alles gegeben, mehr war nicht drin.“

Was die Umwelt der Schwimmer angeht, hat Deibler seine eigene Meinung. Sein Bruder Markus (26), der Ende 2014 nach dem Gewinn des Kurzbahn-WM-Titels seine Laufbahn beendet hatte, hatte in den vergangenen Tagen das Fördersystem stark kritisiert („Wenn in einem Land ein Leistungssportler 20.000 Euro Prämie für olympisches Gold bekommt und der Dschungel­könig 150.000, muss sich niemand wundern, dass die Motivation leidet“). Steffen wurde nicht ganz so deutlich: „Die ganze Debatte um Doping in Russland hat mich schon sehr genervt und mir den Spaß am Sport geraubt.“ Es habe ihn sehr gefreut, in Rio noch einmal starten zu können. „Aber ich frage mich schon manchmal, ob ich mir das noch antun muss“, sagte er.

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Mit seiner 23. Goldmedaille beendete dagegen Phelps seine Schwimmkarriere: „Es ist ein emotionalerer Abschied als 2012. Ich war heute in der Lage zurückzublicken und zu sagen: Ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen habe. Ich könnte nicht glücklicher sein.“

Bundestrainer Henning Lambertz kündigte an, die Mannschaft künftig zu verkleinern und die Olympianormen zu erhöhen.