Deutsche Athleten und Trainer sind enttäuscht: Sauberkeit und Infrastruktur in Rio de Janeiro seien Olympia nicht würdig.

Rio de Janeiro. Mangelnde Hygiene, chaotische Organisation: Die deutsche Olympia-Mannschaft ist zunehmend genervt von den Begleitumständen der Sommerspiele in Rio de Janeiro. „Das, was hier von Brasilien angeboten wird, hat nichts mit Olympia zu tun“, schimpfte Damenhockey-Bundestrainer Jamilon Mülders am Wochenende.

Zur Halbzeit der Rio-Spiele fiel das Zwischenzeugnis für die Veranstalter dementsprechend bescheiden aus. „Wir haben über die gesamten Spiele das Problem, dass wir immer wieder auf Dinge wie Sauberkeit und Hygiene drängen müssen“, sagte der Sportliche Leiter des Deutschen Olympischen Sportbundes, Dirk Schimmelpfennig, am Sonntag im Deutschen Haus. „Mit der Hygiene ist es manchmal ein bisschen schwierig“, pflichtete Turnstar Fabian Hambüchen bei. „Die Organisation ist schon ein bisschen chaotisch.“

Zimmer werden nicht geputzt

Hockey-Trainer Mülders erzählte, die Apartments im olympischen Dorf seien seit fünf Tagen nicht mehr geputzt worden. „Das ist eine Unverschämtheit, wir putzen jetzt selbst die Bäder. Die Toiletten sind immer wieder verstopft. Als wir angekommen sind, lag dort sogar noch Bauschutt.“ Die Wäsche verschwinde für Tage beim Service und sei dann trotzdem nicht sauber. „Es ist alles schlecht organisiert, die Essensqualität hier hat nichts mit der von London zu tun.“

Über das Essen äußerten sich auch der Handballer Julius Kühn und Tennisspielerin Laura Siegemund enttäuscht. „Es hapert an der Abwechslung“, sagte Kühn. „Halt funktional“, beschrieb es Siegemund.

Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner sagte, es sei überall relativ dreckig - ob in den Umkleiden oder im Dorf. „Ich finde es unglaublich anstrengend dadurch, dass viele Dinge nicht funktionieren“, sagte sie. „Es ist wirklich sehr provisorisch.“ Viele Dinge gingen kaputt.

Nur kaltes Wasser im olympischen Dorf

Hambüchen bilanzierte seine Rio-Erlebnisse mit Blick auf seine vierte Olympia-Teilnahme diplomatisch: „Von der Organisation, von den Rahmenbedingungen würde es für mich Platz vier belegen.“ Europäischen Standards entspreche die Organisation nicht.

Als Beispiele nannte Hambüchen kaltes Wasser bei den deutschen Leichtathleten im olympischen Dorf und die brasilianische Gewohnheit, Toilettenpapier in einen Mülleimer statt in die Schüssel zu werfen. Etwas, was das deutsche Bahnrad-Ass Kristina Vogel auf die Palme bringt: „Es ist wirklich, wirklich eklig, dass man das Toilettenpapier nicht im Klo hinunterspülen darf“, sagte die Bronzemedaillengewinnerin im Teamsprint.

Ihr Bundestrainer Detlef Uibel sah das Ganze etwas gelassener: „Verstopfte Klos, das hat man überall, das hat man in Peking gehabt - ich würde das nicht so dramatisch sehen“, sagte er. Mülders bewertete die Leistungen der Athleten mit Blick auf die Umstände umso höher: „Unter diesen Bedingungen produzieren hier alle Leistung.“