Erstmals sind die deutschen Bob-Frauen bei Olympischen Spielen ohne Medaille geblieben. Cathleen Martini stürzte im vierten Lauf.

Whistler. Erstmals in ihrer achtjährigen Olympia-Geschichte sind die deutschen Bob-Frauen bei der Medaillenvergabe leer ausgegangen. Nach einem schweren Sturz im letzten Lauf büßte die auf Platz vier lauernde Europameisterin Cathleen Martini ihre Chance auf Edelmetall ein. Ihre Bremserin Romy Logsch wurde bei dem spektakulären Unfall aus dem Schlitten geschleudert, doch wenige Augenblicke später gab es Entwarnung: Beide Frauen blieben unverletzt, Entsetzen und Schock am Rand der Hochgeschwindigkeitsbahn wichen der Erleichterung. Gold und Silber auf der Heimbahn in Whistler gingen an Kanada.

„Wir sind heile, uns geht's wieder gut. Ich hab' versucht, auf Risiko zu fahren und alles rauszuholen. Ich konnte es dann einfach in der 13 nicht mehr retten“, meinte Martini zu der Schrecksekunde in der berüchtigten „Fifty-Fifty“-Kurve. „Die innere Enttäuschung ist größer als die äußeren Schmerzen“, gab sie zu – und verdrückte ein paar Tränen. Bremserin Logsch nahm den Unfall mit Galgenhumor: „Es war der erste Sturz in meiner Karriere. Jetzt bin ich halt eine richtige Bobfahrerin.“

Auch Turin-Olympiasiegerin Sandra Kiriasis konnte nicht in die Entscheidung eingreifen und verfehlte als Vierte die Bronzemedaille um 41/100 Sekunden. „Ich bin sauer, dass ich hier nicht einen einzigen Lauf getroffen habe“, sagte sie nach der „Blechmedaille“. Damit konnten die sonst so überzeugenden deutschen Pilotinnen, die vor zwei Jahren bei der WM in Altenberg noch einen Dreifach-Erfolg gefeiert hatten, die Erfolgsbilanz der deutschen Kufen-Cracks mit bislang neun Medaillen nicht fortsetzen. „Natürlich hätten wir gern eine Medaille gewonnen. Wir waren immerhin den ganzen Winter vorne dabei“, sagte Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD).

Dagegen feierte Gastgeber Kanada einen kaum noch für möglich gehaltenen Doppel-Erfolg: Hinter den siegreichen Favoriten Kaillie Humphries/Heather Moyse rasten überraschend Helen Upperton/Shelley Ann Brown noch auf den Silberrang vor den US-Amerikanerinnen Erin Pac/Elana Meyers. Claudia Schramm aus Oberhof kam im Feld der 20 Zweierbobs auf den siebten Platz.

Der Auftritt der deutschen Pilotinnen löste bereits zur Halbzeit bei den BSD-Verantwortlichen Kopfschütteln aus. „Sandra ist am Start zu langsam und macht von oben bis unten Fehler“, meinte Schwab zur achtfachen Weltcup-Gesamtsiegerin Kiriasis, die in diesem Winter nicht ein Rennen gewann.

Nicht viel besser nahm Martini den tückischen Eiskanal mit seinen 16 Kurven. „Es ist sehr eng. Wir sind auch nur Menschen und haben kein Navigationssystem“, sagte die Oberbärenburgerin fast entschuldigend. Vor dem letzten Lauf sagte sie angesichts von 3/100 Sekunden Rückstand auf Rang drei nur: „Ich jage lieber, statt gejagt zu werden.“ Doch kurz Ende der letzten olympischen „Dienstfahrt“ geriet der schwere Schlitten ins Wanken, kippte zur Seite und schlingerte die Bahn talwärts.

Obwohl auch die Frauen mit erstklassigen Zweierbobs und Kufen aus der Berliner Materialschmiede FES unterwegs waren, hatten sie nach schwachen Startleistungen und miserablen Fahrleistungen frühzeitig die Chance auf das erhoffte Gold verspielt. Zwar begann die Winterbergerin Kiriasis mit einem Paukenschlag, als sie gleich im ersten Lauf 53,41 Sekunden vorlegte. Doch dieser Bahnrekord wurde unmittelbar danach von den „Startraketen“ Humphries/Moyse förmlich pulverisiert.