Mountainbikerin Sabine Spitz fuhr ein starkes Rennen an der Spitze - bis zu einem Sturz. Dieser kostete sie die Chance auf Gold.

London. Ein schmerzhafter Sturz im Felsparcours hat Sabine Spitz womöglich um ihre zweite Goldfahrt gebracht, aber auch mit Silber hat sich die Powerfrau in großartiger Manier von der Olympia-Bühne verabschiedet. Im hohen Sportler-Alter von 40 Jahren und 228 Tagen kletterte Spitz bei den Sommerspielen in London im Mountainbike-Rennen noch einmal auf das Podium und machte nach Gold in Peking und Bronze in Athen ihren Medaillensatz komplett. Den Sieg holte sich nach sechs Runden und 29,26 Kilometern auf der Hadleigh Farm in der Grafschaft Essex die Französin Julie Bresset mit einem Vorsprung von 1:02 Minuten. Bronze ging an die Amerikanerin Georgia Gould.

Gold schien auch für Spitz lange Zeit im Bereich des Möglichen zu sein, ehe ihr das Malheur auf der vierten Runde unterlief. Als sie auf dem zweiten Platz dicht hinter Bresset liegend den Felshang hinunterfuhr, kam sie zu Fall. Spitz rappelte sich schnell wieder auf, doch die Französin holte sie nicht mehr ein. So stieg Spitz zur ältesten Medaillengewinnerin im Radsport seit Jeannie Longo anno 2004 auf. In Athen hatte die „Grande Dame“ des Radsports mit 41 Jahren noch Bronze im Einzelzeitfahren auf der Straße geholt.

Damit gab es für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) die sechste Medaille bei den olympischen Wettbewerben. Schon jetzt haben die deutschen Radsportler mit je einmal Gold und Bronze sowie viermal Silber die Bilanz von Peking (je einmal Gold, Silber und Bronze) quasi verdoppelt. Die ehrgeizige Zielvereinbarung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), die am Freitag veröffentlicht worden war, ist aber nicht mehr zu erreichen. Darin waren acht Medaillen, davon drei goldene vorgesehen.

Eine Medaille von Spitz hatten nur die wenigsten Experten erwartet. Als bestes Saisonergebnis hatte sie einen sechsten Platz beim Weltcup Ende Juli in Val d’Isere vorzuweisen. Doch Spitz war wieder auf den Punkt topfit. Von Beginn an hatte sie gut ins Rennen gefunden und mit der Spitzengruppe den Vorsprung stets ausgebaut.

Die Bedingungen spielten ihr dabei in die Karten. Auf dem 50 Kilometer nordöstlich von London gelegenem Areal waren die 30 Fahrerinnen bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen auf die Strecke gegangen. Bei diesen Bedingungen läuft das „Sonnenkind“ Spitz besonders gern zur Höchstform auf. Und bis zu ihrem Sturz auf der vierten Runde schien sogar der ganz große Coup möglich zu sein.

So wie sie es 2008 in Peking gemacht hatte, als sie die Konkurrenz in Grund und Boden fuhr und sogar Zeit hatte, ihr Mountainbike über die Ziellinie zu tragen. Das hatte sie diesmal nicht. Dafür musste sie zu sehr kämpfen. Man wird es ihr im Alter von 40 Jahren nachsehen. Gut möglich, dass nach der Saison Schluss ist. Ende des Jahres will sie sich mit Ralf Schäuble, ihrem Ehemann, Trainer und Manager zusammensetzen und die Zukunft planen.

Am Sonntag hat das deutsche Rad-Team die Chance, zum Abschluss nochmals eine Medaille zu gewinnen. Im Mountainbike-Rennen der Männer werden Manuel Fumic Außenseiter-Chancen zugerechnet. Der deutsche Meister aus Kirchheim/Teck bezeichnet sich selbst als „Wettkampftyp“ und sieht sich nach Platz vier in Val d’Isere in guter Verfassung. Gut möglich, dass auch Bahnradsprinter Robert Förstemann am Start steht. Gemeldet ist der Mann mit den dicksten Oberschenkeln von Olympia (Umfang 73 Zentimeter) jedenfalls. Nur so hatte er erst einen Platz im Olympia-Team erhalten, der ihm schließlich Bronze im Teamsprint einbrachte.

(dapd)