Computerfehler bringt Betty Heidler beinahe um eine Medaille - am Ende gab es Bronze. Silber und Bronze für Stabhochspringer Otto und Holzdeppe.

London. Das war der Hammer! Die deutschen Stabartisten Björn Otto und Raphael Holzdeppe sind hauchdünn am Olympiasieg vorbei gesprungen und glänzten mit Silber und Bronze. Weltrekordlerin Betty Heidler wäre wegen eines Computerfehlers bei der Übertragung der gemessenen Weite beinahe um eine Medaille in London betrogen worden. Erst nach heftigen Protesten wurde der Olympia-Vierten von 2004 doch die Bronzemedaille zuerkannt.

Allerdings unter Vorbehalt. China protestierte gegen die Wertung, da Zhang Wenxiu auf Platz vier zurückfiel. „Ich habe echt Nerven gelassen“, stöhnte Heidler, nachdem die Siegerehrung erstmal abgesagt wurde und die Warterei auf den Jury-Entscheid begann.

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Pech hatte ihre Frankfurter Clubkollegin Kathrin Klaas, die am Freitagabend noch vom dritten auf den fünften Platz verdrängt wurde. Während Heidler verzweifelt um ihr Recht kämpfte, drehte die amerikanische 4 x 100-Meter Staffel der Frauen bei ihrem Olympiasieg in 40,82 Sekunden eine Stadionrunde in Weltrekordzeit.

Derweil lieferten sich Otto und Holzdeppe einen faszinierenden Dreikampf mit Europameister Renaud Lavillenie aus Frankreich, der mit seinem letzten Versuch als Einziger 5,97 Meter überquerte. Das deutsche Duo hatte 5,91 Meter gemeistert und bescherte den deutschen Stabhochspringern nach 16-jähriger Flaute wieder Olympia-Medaillen. Silber sicherte sich der 34-jährige Otto vor Holzdeppe. Malte Mohr belegte dagegen mit 5,50 Metern nur den neunten Platz.

Die deutschen Leichtathleten haben damit in London schon acht Medaillen (1/4/3) geholt. Bei den Spielen 2004 in Athen war es nur zweimal Silber, in Peking 2008 gar nur einmal Bronze.

Riesige Konfusion gab es um den fünften Versuch von Betty Heidler. Die Vizeweltmeisterin diskutierte lautstark mit den Kampfrichtern, die 80 000 Zuschauer schauten ratlos zu. Der Wurf wurde mit 77,13 Metern gemessen, die Weite allerdings laut Heidler nicht in den Ergebniscomputer übertragen. Dies ließ sich nicht so schnell korrigieren.

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Fassungslos saß Heidler am Ende des Wettkampfs auf dem Boden und schaute zu, wie ihre Rivalinnen eine Ehrenrunde liefen. Bis dato war sie mit 73,90 Meter nur Achte. Schließlich fruchtete ihr Widerstand, der umstrittene Versuch wurde per Hand nachgemessen: 77,13 Meter – Bronze und die erste Medaille einer Deutschen seit Kirsten Münchow bei der Olympia-Premiere des Frauen-Hammerwurfs 2000 in Sydney.

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Ein Jahr nach ihrem WM-Sieg in Daegu/Südkorea triumphierte die Russin Tatjana Lysenko mit starken 78,18 Metern. Silber ging die Polin Anita Wlodarczyk (77,60). Die WM-Siebte Klaas stellte im dritten Versuch mit 76,05 Metern eine persönliche Bestleistung auf.

Einen Tag nach dem Kenianer David Rudisha, der seinen Weltrekord über 800 Meter (1:40,91 Sekunden) unterbot, lief das Sprint-Quartett aus den USA in 40,82 Sekunden so schnell wie kein anderes jemals zuvor auf der Welt und löschte den 27 Jahre alten Weltrekord der ehemaligen DDR-Staffel (41,37) aus der Rekordliste. Europameister Deutschland kam im Finale in 42,67 Sekunden nur auf Platz fünf.

Ein weiterer Staffel-Weltrekord ist programmiert, wenn der Jamaika-Express am Samstag mit dem Doppel-Olympiasieger Usain Bolt antritt. Im Vorlauf konnte er die Beine hochlegen. Das US-Quartett flitzte in 37,38 Sekunden ins Ziel, Bolts Kollegen waren aber nur eine Hundertstelsekunde langsamer. „Von der Zeit her können wir uns nichts vorwerfen, aber was vorne abging, war brutal“, staunte Tobias Unger, der mit dem deutschen Quartett in 38,37 Sekunden nur Platz elf erreichte.

Eine Überraschung gab es im Finale über 4 x 400 Meter, in dem die schnellen Männer von den Bahamas in 2:56,72 Minuten die USA (2:57,05) abhängten. Über 5000 Meter gewann die Äthiopierin Meseret Defar nach 2004 ihre zweite olympische Goldmedaille über diese Distanz. In 15:04,25 Minuten siegte sie vor Vivian Cheruiyot (Kenia/15:04,73) und der 10 000-Meter-Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba (Äthiopien). Einen Doppelsieg feierte die Türkei über 1500 Meter: Asli Cakir Alptekin setzte sich in 4:10,23 Minuten gegen Gamze Bulut (4:10,40) durch.

Die Aussichten auf weiteres deutsches Edelmetall an den beiden letzten Olympia-Tagen sind äußerst gering. Im Speerwurf-Finale gilt der Leipziger Tino Häber ebenso wenig als Medaillenanwärter am Samstag wie im Gehen Melanie Seeger und Sabine Krantz (20 Kilometer) sowie André Höhne und Christopher Linke (50 Kilometer). In allen anderen Endkämpfen sind deutsche Athleten nicht vertreten. (dpa)