Nach dem Finaleinzug flossen die Freudentränen bei den deutschen Beachvolleyballern. Jetzt zählt gegen den Weltmeister nur noch Gold.

London. Im Augenblick ihres historischen Erfolgs wurden selbst die sonst so coolen Beachboys ganz weich. Hinter Handtüchern versteckten Julius Brink und Jonas Reckermann ihre Freudentränen, nachdem sie als erstes deutsches Duo in ein olympisches Beachvolleyball-Finale eingezogen waren. „Ich bin ein harter Kerl, da kann ich nicht vor den Kameras heulen. So hat die Tränen hoffentlich keiner gesehen“, sagte Brink: „Die ganze Anspannung ist abgefallen. Dieser Erfolg ist ein unglaubliches Ding!“

Nach ihrem sechsten Sieg bei den Spielen in London haben die Europameister die Silbermedaille sicher, doch das erneut absolut souveräne 2:0 (21:14, 21:16) im Halbfinale gegen die Niederländer Reinder Nummerdor/Rich Schuil macht Lust auf mehr. „Wir wollen Gold! Eine Niederlage im Finale würde mich sehr ärgern“, sagte Reckermann.

Allerdings stehen den zweimaligen Europameistern aus Berlin am Donnerstag (21.00 Uhr OZ/22.00 Uhr MESZ) die Brasilianer Alison/Emanuel gegenüber, die dominierenden Spieler der vergangenen Jahre. „Sie sind das beste Team der Welt“, sagt Reckermann über die ebenfalls noch ungeschlagenen Weltmeister: „Aber wir sind total befreit, nachdem wir eine Medaille sicher haben. Wir werden das nicht kampflos hergeben.“

Brink und Reckermann wirkten in der Nacht zu Mittwoch in den Katakomben der Beachvolleyball-Arena auf der Horse Guards Parade vollkommen glücklich. Drei Jahre lang hatten beide akribisch auf die Tage in London hingearbeitet. Zum richtigen Zeitpunkt sollte alles funktionieren. Der Plan ging auf. „Es war ein sehr, sehr harter Weg“, sagt Brink: „Es macht mich einfach unglaublich stolz, dass wir genau jetzt unsere Topleistungen bringen können.“

Doch das passiert nicht zum ersten Mal. Bei ihrer ersten WM 2009 in Norwegen holten sie auf Anhieb den Titel, zwei Jahre später gab es Bronze. Dazu kommen die EM-Triumphe 2011 und 2012. Kein Zufall. „Bei großen Meisterschaften sind wir immer da, das haben wir bewiesen“, sagt der 33 Jahre alte Blockspezialist Reckermann: „Die Erfahrung aus diesen Erfolgen wird uns auch im Finale helfen.“

Ein frühes Aus in London hätten sie nach all den Anstrengungen wohl nicht verkraftet. „Mir war wichtig, etwas um den Hals hängen zu haben. Ich weiß nicht, was ich zu Hause zerstört hätte, wenn ich hier abgereist wäre und hätte nur meine Akkreditierung gehabt“, sagte Brink. Es hätte ganz sicher sehr lange gedauert, damit klar zu kommen.

Ihre enorme Willenskraft soll den Schmetterkünstlern im Endspiel zwölf Jahre nach Bronze für Jörg Ahmann/Axel Hager in Sydney, der bisher einzigen deutschen Beachvolleyball-Medaille, zum ganz großen Coup verhelfen. „Fakt ist: Unsere Formkurve zeigt nach oben. Wir werden den Brasilianern nicht kampflos das Feld überlassen und ihnen ein hartes Match liefern“, betonte Brink.

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Spätestens bei einem Olympiasieg würde er sich seiner Tränen wohl auch nicht mehr schämen. (sid/abendblatt.de)