Am Freitag werden die 30. Sommerspiele eröffnet. Nicolas Limbach, Andre Greipel und die deutschen Schützen sind die ersten Siegkandidaten.

London. Säbelfechter Nicolas Limbach, Radprofi Andre Greipel oder vielleicht ein Schütze? Wenn am Freitagabend in London die 30. Olympischen Sommerspiele eröffnet werden, ist dies auch der Startschuss der traditionellen Rateshow: Wer holt das erste deutsche Gold?

Heißester Kandidat ist Nicolas Limbach. Der Weltranglistenerste aus Dormagen gilt am zweiten Wettkampftag in der Einzel-Konkurrenz als Topfavorit. Sollte dem 26-Jährigen am Sonntagabend im Finalgefecht um 19.10 Uhr Ortszeit wirklich der goldene Treffer glücken, wäre er der „früheste“ deutsche Premierensieger seit Robert Bartko. Der Potsdamer Radprofi hatte 2000 in Sydney ebenfalls am zweiten Tag dem Warten auf Gold ein Ende bereitet.

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Einen Tag länger warten mussten das deutsche Team und sein Anhang vier Jahre später in Athen. Dort gelang Judoka Yvonne Bönisch (Potsdam) am dritten Tag der goldene Wurf. Sogar erst am vierten Tag endete der Gold-Fluch in Peking 2008, als der Slalom-Kanute Alexander Grimm im Einerkajak triumphierte.

Geht es nach Nicolas Limbach, soll es in London nicht so lange dauern. Der Student fühlt sich in seiner Rolle pudelwohl, verrückt machen lässt er sich nicht. „Der Druck von außen kann eigentlich gar nicht so groß sein. Weil es schafft keiner, mir mehr Druck zu machen als ich mir selbst“, sagt Limbach.

Wie sich olympische Enttäuschung anfühlt, hat Nicolas Limbach vor vier Jahren schmerzlich erfahren müssen. Auch nach Peking war er als Goldanwärter Nummer eins angereist, doch seine Klinge blieb stumpf. Bereits nach wenigen Minuten und einer Niederlage im ersten Kampf war alles wieder vorbei. Daher weiß Limbach: „Wenn ich Olympia verliere, bin ich der Depp.“

In London hat Limbach am Sonntag im Normalfall kaum ernsthafte Gegner. Er reiste mit vier Siegen in sechs Weltcups im Gepäck selbstbewusst in die britische Metropole. Und dort droht erst im Finale ein Duell gegen seinen ungeliebten Konkurrenten Alexej Jakimenko. Gegen den Russen hat Limbach zwar in diesem Jahr alle drei Duelle gewonnen, davor aber zwei Jahre lang stets verloren.

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Für die Londoner "Times" wird Nicolas Limbach der erste deutsche Sieger an der Themse. Dies geht aus einer Prognose des renommierten Blattes hervor. Allerdings könnten andere deutsche Sportler Limbach mit Schnelligkeit oder Treffsicherheit zuvorkommen.

In der ersten Entscheidung der Spiele am Sonnabendmittag (11.00 Uhr Ortszeit) machen sich die Olympia-Debütantinnen Jessica Mager (Düsseldorf) und Beate Gauß (Odenheim/Gechingen) zumindest Hoffnungen auf die erste deutsche Medaille von London im Schießen. Ob sogar der „goldene Schuss“ gelingt, scheint fraglich.

Gleiches gilt für Andre Greipel. Der dreifache Etappensieger der jüngst beendeten Tour de France gilt allerdings im 250 km langen Straßenrennen mit Start und Ziel in der Nähe des Buckingham Palace eher als Außenseiter, wenn die britischen Radsportfans ihren Star Mark Cavendish lautstark zum Gold treiben wollen. Dabei erhält „Cav“ prominente Unterstützung: Tour-Sieger Bradley Wiggings will als „Wasserträger“ für den Sprinter-König arbeiten. Seine eigene große Stunde soll dann am kommenden Mittwoch im Zeitfahren schlagen. (sid/HA)