Die Stimmung im deutschen Team ist auch nach den Attacken der Fechterin betont gut. Duplitzer wird nicht von den Spielen ausgeschlossen.

London. Die Affäre Duplitzer führt nicht zum Olympia-Ausschluss der Fechterin und kann die Stimmung im deutschen Team vor dem Auftakt am Freitag in London nicht verderben „Die Vorfreude bleibt ungetrübt durch Äußerungen in der Heimat“, sagte Thomas Bach am Montag bei der Auftaktpressekonferenz des Teams im großzügigen Deutschen Haus an der Canary Wharf. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zeigte sich dabei nicht getroffen von den Anfeindungen der 36-Jährigen gegen ihn und den Chef de Mission Michael Vesper.

„Da ich das Fechterlager kenne, weiß ich, wie es da zugeht, und dass einer mal zum schweren Säbel greift“, erklärte der Degen-Olympiasieger von Montreal 1976 mit der deutschen Mannschaft. Bach gab sich nach dem Rundumschlag der Bonnerin, die in London zum fünften Mal bei Olympia am Start sein wird, ganz entspannt, als er sagte: „Ich hoffe, dass ihre Vorbereitungen nicht gestört werden.“ Dann entschwand Bach vorzeitig: Königin Elizabeth II, die am Abend auch bei der Eröffnung der IOC-Session im Royal Opera House zugegen sein wollte, hatte das IOC zu einem Empfang eingeladen.

Etwas kritischer ging Michael Vesper mit Duplitzers harscher Kritik an DOSB, Internationalem Olympischen Komitee und der deutschen Sportförderung um: „Wir wünschen ihr jetzt, dass sie auch mit dem Degen erfolgreich ficht. Sie braucht jetzt die Konzentration auf den Wettkampf. Aber danach werden wir mit ihr reden.“

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Vesper kritisierte an Duplitzer, die in den nächsten Tagen ein Buch auf den Markt bringen will, dass sie zur Unzeit mit dieser Kritik aufwarte. „Sie hat wie alle anderen doch die Athletenvereinbarung unterschrieben und müsste wissen, dass solche Dinge nicht ins Vorfeld der Spiele passen.“ Dabei werde nicht klar, wen sie für was kritisiere. Duplitzer genieße seit 20 Jahren die von ihr heftig kritisierte Förderung, „sie ist fünf Mal bei Olympia dabei, hat auch schon Silber gewonnen, so schlecht kann das Ganze doch gar nicht sein“.

Zum Fall Ariane Friedrich, einem zweiten Problemkind im 392-köpfigen Team, das am Montag bereits in einer Stärke von 132 Athleten im olympischen Dorf eingezogen war, meinte Vesper: „Ich wünsche ihr, dass sie die Kurve noch kriegt. Es ist viel von außen passiert, das ich bedaure.“ Die trotz fehlender A-Norm (1,95) für London nominierte deutsche Rekordlerin (2,06) hat auch nach dem gesundheitsbedingten EM-Verzicht noch keine olympiareife Höhe geschafft. Vesper: „Sie muss jetzt den Kopf frei kriegen. Dass sie vorn mitmischen kann, hat sie mehrfach bewiesen.“

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Vier Tage vor der Eröffnungsfeier hatte Bach zu Beginn gesagt: „Alle fiebern den Wettkämpfen entgegen, die Begeisterung ist riesig. Wenn ich das erlebe, bekomme ich Gänsehaut und hoffe, dass endlich Samstag ist und die Wettkämpfe losgehen. Ich habe volles Vertrauen in die Mannschaft. Entscheidend wird sein, dass jeder Athlet seine persönliche Bestleistung im entscheidenden Augenblick abrufen kann.“

Am Mittwoch will der DOSB den Fahnenträger für die Eröffnungsfeier bekannt geben. Vesper: „Es gibt so viele Vorbilder in der Mannschaft, die in der Lage wären, die Fahne zu tragen und das Team hinter sich zu bringen. Das ist eine unheimliche schwere Entscheidung.“ (sid/abendblatt.de)