Die deutsche Degenfechterin greift eine Woche vor dem Start die deutsche Sportführung, das IOC und das Dopingkontrollsystem an.

Berlin. Degenfechterin Imke Duplitzer hat wenige Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele in London eine verbale Breitseite gegen die deutsche Sportführung abgefeuert. „Wenn ich mich mit Doktor Michael Vesper (Generalsekretär des DOSB, die Red.) unterhalte oder wenn ich von weitem mal Präsident Thomas Bach sehe - ich glaube, die raffen das gar nicht mehr. Das, was die erzählen, zählt für 0,5 Prozent der 392 deutschen Olympia-Sportler“, sagte die 36-Jährige in der „Bild“-Zeitung.

+++ Vier Sportler dürfen unter olympischer Flagge starten +++

Die Funktionäre wüssten nicht, was in den Sporthallen los sei, ihnen werde der Rote Teppich ausgerollt. „Das ist wie früher in der DDR: Wenn Margot Honecker kam, wurde noch kurz die kaputte Birne im ansonsten dunklen Gang ausgewechselt“, legte die Silbermedaillengewinnerin von 2004 nach. „Unser Verband kriegt nix geregelt. Von einer Strategie sind wir weit entfernt.“ Im ZDF-Morgenmagazin untermauerte Duplitzer diese Kritik.

Die Degenfechterin, die zum fünften Mal bei Olympia startet, ist als Kritikerin von Missständen im deutschen Sport bekannt und hat schon mehrfach vor Sommerspielen zum Rundumschlag ausgeholt. In Peking 2008 hatte sie aus Protest gegen die Olympia-Inszenierung in China den Einmarsch zur Eröffnungsfeier verweigert.

Dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) wirft die Fechterin Scheinheiligkeit vor. „Olympische Spiele sind eine Verkaufsshow mit angeschlossener Rummelbude“, sagte sie. „Das IOC verkauft einen schönen Schein und lügt, dass sich die Balken biegen.“ Der Sport laufe nur nebenher. Das TV-Werbeverbot für Sportler kurz vor und während der Spiele sei eine Unverschämtheit.

+++ Was wäre, wenn Hamburg Olympia ausgerichtet hätte +++

Für die Zeit nach Olympia prophezeite Duplitzer ein großes Nachwuchs-Problem im deutschen Sport. „Uns laufen die Trainer weg, weil sie in anderen Ländern viel, viel, viel mehr verdienen und bessere Rahmenbedingungen vorfinden“, sagte sie.

An ein effektives Dopingkontrollsystem glaubt Duplitzer schon lange nicht mehr. Wer ein bisschen Geld für Medikamente, einen guten Arzt und einen laschen Verband habe, werde „nie im Leben“ erwischt. „Wenn du als Sportler ein Epo der fünften Generation nimmst, das irgendwo in China im Rattenlabor entwickelt wurde, kannst du das Zeug fressen, was das Zeug hält und wirst nicht positiv getestet. Nur die Dummen lassen sich erwischen.“ (dapd/HA)