Berlin/Hamburg. Reck-Olympiasieger gibt Zurückhaltung auf und wettert gegen das IOC. Vor allem der Fall Stepanowa stößt Hambüchen sauer auf.

Sein Vater Wolfgang hatte sich nach der Gold-Medaille am Reck noch indirekt bei Thomas Bach bedankt, jetzt hat Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen seine Zurückhaltung gegenüber dem IOC-Präsidenten aufgegeben. Mit scharfen Worten kritisierte Hambüchen sowohl Bach als auch die Haltung des gesamten Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in der aktuellen Doping-Debatte.

Fabian Hambüchen (r.) und Thomas Bach bei der Wahl zu Deutschlands
Fabian Hambüchen (r.) und Thomas Bach bei der Wahl zu Deutschlands "Sportler des Jahres" im Dezember 2014 © Imago/Schreyer

"Ich bin eigentlich kein Fan davon, alle zu verbannen. Aber wenn zuverlässige Dopingkontrollen nicht gewährleistet werden, muss man vielleicht auf den Tisch hauen und mit Russland eine ganze Nation sperren", sagte der 28-Jährige in einem "Stern"-Interview zu der Entscheidung, Russland nicht komplett von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro auszuschließen.

"So geht es einfach nicht weiter", sagte Hambüchen - und schloss in seine Forderung ausdrücklich auch Bach mit ein. "Diese Doping-Problematik ist halt brutal, und da hat er nicht gerade gepunktet", erklärte er in Richtung des deutschen IOC-Präsidenten.

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    In diesem Zusammenhang verwies Hambüchen auf die Sperre der russischen Mittelstreckenläuferin Julia Stepanowa: "Sie ist die Einzige, die sich ethisch korrekt verhalten hat. Sie auszuschließen war definitiv ein fatales Signal für alle Whistleblower und jene, die sich mit dem Gedanken tragen, auszupacken." 800-Meter-Läuferin Stepanowa hatte zusammen mit ihrem Mann flächendeckendes staatliches Doping in der russischen Leichtathletik aufgedeckt.

    Der ehemalige Reck-Weltmeister wiederholte auch seine Kritik an den Zuständen im Olympischen Dorf von Rio de Janeiro. "Ich habe keinen Tag erlebt, an dem es im Dorf sauber war. Wir mussten das Toilettenpapier in den Mülleimer werfen, weil sonst die Rohre verstopfen. Und dieser Eimer wurde nur alle paar Tage geleert", sagte Hambüchen. Auch die Organisation sei fragwürdig gewesen: "Am Anfang wusstest du nicht, wie du überhaupt zum Training kommst."