HSV Hamburg verliert 25:32 in Wetzlar und erhöht damit den Druck, das Team zur nächsten Saison neu aufzustellen

Wetzlar. Jens Häusler schrie, gestikulierte, mahnte und warnte, am Ende konnte sich der Cheftrainer der HSV-Handballer aber am Spielfeldrand nur noch die Haare raufen. 25:32 (10:15) verloren die Hamburger beim Wiedereinstieg in die Bundesligasaison bei der HSG Wetzlar, und fortan müssen sie sich wieder stärker nach unten denn nach oben orientieren. Die vier Abstiegsplätze 16 bis 19 liegen näher als die drei Europapokalränge vier bis sechs.

„Unsere Abwehr war löchrig, wir hatten keinen Zugriff auf den bekannt starken Rückraum der Wetzlarer, und im Angriff haben wir erneut zu viele Chancen liegen lassen“, klagte Häusler. Und Geschäftsführer Christian Fitzek stellte enttäuscht fest, „dass wir von Anfang an nicht ins Spiel gekommen sind. Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht. So kann man in der Bundesliga auswärts nicht gewinnen.“

Wieder einmal hatte sich die Mannschaft viel vorgenommen, zum wiederholten Mal aber blieb es bei den Absichtserklärungen. „Das war ein gebrauchter Tag“, meinte Torhüter Johannes Bitter, dessen 13 Paraden nicht ausreichten, um dem Spiel die richtige Wendung zu geben. Auch die sieben Tore des zur zweiten Halbzeit eingewechselten Rumänen Alexandru Simicu halfen nicht, den Rückstand in den zweiten 30 Minuten entscheidend aufzuholen. Das Spiel dürfte Fitzek und Hauptsponsor Andreas Rudolph (GesundHeits GmbH Deutschland/GHD) in ihrem Urteil bestätigt haben, dass der jetzige Kader nicht die Qualität für höhere Ansprüche hat. Zur neuen Saison scheint ein erneuter Umbruch alternativlos, und der wäre bei zehn auslaufenden Verträgen auch leicht möglich. Fitzek und Rudolph diskutieren derzeit drei Hauptvarianten für die Zukunft.

HSV investiert stärker in die Mannschaft

Die erste: Um weiter Kosten zu sparen, wird der Gehaltsetat noch einmal abgesenkt, was bei dem in der Breite gestiegenen Niveau der Bundesliga in der nächsten Serie auf einen Abstiegskampf herauslaufen dürfte. Möglichkeit zwei: Es bleibt bei einem Gesamtetat von rund sechs Millionen Euro. Aufgrund jetzt möglicher Gehaltsumschichtungen könnte das Team umsichtig aufgerüstet werden, mit der Chance, sich im ersten Drittel der Tabelle zu etablieren. Drittens: Der HSV investiert kräftiger in die Mannschaft, mit der Hoffnung, wieder in die Meisterschaftsentscheidung einzugreifen. Die Rückkehr in den Titelkampf könnte, so die Überlegung, 2000 Zuschauer pro Spiel mehr in die Arena am Volkspark locken, 8500 statt derzeit 6500, und etwa eine halbe Million Euro zusätzliche Einnahmen in die Kasse spülen. Konnte man früher von diesem Geld gerade mal einen Weltklassespieler bezahlen, eröffnet die aktuelle Marktlage nun die Möglichkeit, zwei Spieler dieser Kategorie zu entlohnen.

Ganz oben auf der Liste steht die Verpflichtung eines Linkshänders für den Rückraum, um den Halbrechten Adrian Pfahl, 32, zu entlasten. Ein erfahrener Spielmacher wird ebenso gesucht wie ein zweiter Kreisläufer, der Deckungsaufgaben erfüllt. Der Abschied des bisherigen Abwehrchefs Davor Dominikovic, 35, ist beschlossen, auch der verletzungs- und krankheitsanfällige Linksaußen Kevin Schmidt, 26, dürfte keinen neuen Vertrag erhalten. Weltmeister Torsten Jansen, 38, wiederum könnte als Nachwuchstrainer dem HSV erhalten bleiben, der seine Erfahrungen an die U23 weitergibt und bei Bedarf in der Bundesliga aushilft. Der Vertrag mit dem populären Kapitän Pascal Hens, 34, wird dagegen wohl demnächst um zwei Jahre verlängert – zu rund 45 Prozent der bisherigen Bezüge. Der Verein braucht ihn als Identifikationsfigur.

Eine Million Euro fehlen

Auch wenn sich der HSV Hamburg nach der Fastinsolvenz im vergangenen Sommer halbwegs konsolidiert und die überwiegende Zahl seiner Sponsoren zurückgewonnen hat, wird er in den nächsten zwei Jahren weiter von Rudolph alimentiert werden müssen. Am Ende dieser Saison werden wohl erneut rund eine Million Euro zur Deckung der Ausgaben fehlen, wenn nicht außergewöhnliche Einnahmen, die bis zum 30. Juni nicht zu erwarten sind, das Defizit verringern. Doch vieles ist auf einem guten Weg. Mit der O2 World zum Beispiel, einem der Hauptgläubiger, wurde ein Plan erarbeitet, die Schulden in sechsstelliger Höhe abzutragen.

Sonntagabend hatte Häusler dann sein Lächeln wiedergefunden. Seine U23 siegte in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein in Preetz 36:21, bleibt auf Aufstiegskurs in die Dritte Liga. An Talenten scheint es dem HSV wenigstens nicht zu mangeln.

Wetzlar: Tore: Weber 8, Fäth 7 (1 Siebenmeter), Manaskov 4, Tönnesen 3, Laudt 3, Lipovina 2, Rompf 2, Hahn 2, Prieto 1; Hamburg: Lindberg 7 (3), Simicu 7, Jansen 3, H. Toft Hansen 2, Hanisch 2, Mahé 2, Hens 2. Zu.: 4155. Zeitstrafen: 3; 1.