Hamburg. Der Sieg der HSV-Handballer in Magdeburg (26:25) verbreitete selbst in den USA Freude. Dort weilt derzeit Aufsichtsrat und Mehrheitsgesellschafter Matthias Rudolph, 56, mit seiner Familie, und was er aus Deutschland sah und hörte, bestätigte ihn in seiner Meinung: „Christian Gaudin leistet als Trainer ausgezeichnete Arbeit. Es war nach den zuletzt gezeigten Leistungen abzusehen, dass wir uns in der Tabelle wieder nach oben bewegen werden. Dass es allerdings so schnell geht, hätte ich nicht unbedingt erwartet. Die Mannschaft macht auf mich jetzt einen gefestigten Eindruck.“

Mit 8:10 Punkten haben die Hamburger nach ihrem dritten Sieg in Folge als Neunter erstmals in dieser Saison die obere Tabellenhälfte erklommen. Und in Anbetracht der kommenden Spiele gegen die drei Aufsteiger, Ludwigshafen-Friesenheim (15. Oktober, 19 Uhr, O2 World), Bietigheim (auswärts am 26.10.) und Erlangen (5. November, 20.15 Uhr, O2 World), sollte – bei aller Wertschätzung auch dieser Gegner – ein weiterer Aufstieg in Richtung Spitze möglich sein. Hinzu kommt: Von den ersten sechs der aktuellen Rangliste hat der HSV gegen fünf gespielt (Bilanz: 3:7 Punkte), der Auftritt beim Tabellendritten Göppingen folgt am 9. November.

„Nach dem unnötig schwachen Saisonstart werden wir nicht mehr Meister, wir werden wohl auch nicht mehr unter die ersten drei kommen – dahinter sollte alles machbar sein. Dass wir uns erneut für den Europapokal qualifizieren, halte ich heute nicht mehr für unmöglich“, sagt Rudolph. Ziel bleibe trotz des jüngsten Aufschwungs weiter ein einstelliger Tabellenplatz, „mehr nehmen wir aber sehr gern mit“.

Die Fortschritte sind beim HSV im Zusammenwirken im Angriff und Abwehr zu sehen, in der verbesserten Abstimmung, dem gewachsenen Verständnis untereinander; auch wenn Abwehrchef Davor Dominikovic, 36, immer noch nicht der erhoffte Fels in der Brandung ist. Sein kämpferischer Einsatz bleibt zwar über jeden Zweifel erhaben, aber er verliert weiter zu viele Eins-gegen-eins-Situationen. Ob die Mannschaft zum Jahreswechsel auf dieser Position verstärkt werden soll, hängt weitgehend von der Finanzlage ab.

Während das Team an Konturen gewinnt, geht die Suche nach einem Vereinspräsidenten weiter. Nachdem Präsidiumsmitglied Sven Hielscher, 54, entsprechende Angebote abgelehnt hat, die CDU-Bundestagsabgeordnete Alexandra Dinges-Dierig, 61, wenig Zeit hat, gilt nun Reiseunternehmer Karl Gladeck, 47, als Favorit. Gladeck organisiert derzeit beim HSV erfolgreich den Vertrieb, er hätte Gefallen an dem Amt, fürchtet jedoch, zwischen die Fronten der Rudolph-Freunde und -Kritiker zu geraten. Entscheidung offen.