Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Auferstanden aus Ruinen ruckeln sich die HSV-Handballer allmählich zurecht zu einem weiter konkurrenzfähigen Bundesligaverein. Wenn auch hier und da der eine oder andere Spieler fehlt, um als Team vergangene hohe Ansprüche neu zu beleben, scheint der Champions-League-Sieger von 2013 doch zumindest sportlich wieder in die Spur zu kommen.

Die größte Baustelle bleiben die Strukturen. Zwar konnte der Lizenzentzug vier Minuten vor Ende der allerletzten Frist mit einer Patronatserklärung des ehemaligen Präsidenten und großzügigen Mäzens Andreas Rudolph abgewendet werden, nichts aber deutet daraufhin, dass damit die Weichen in eine gesicherte und konfliktfreie Zukunft gestellt sind. Entscheidend dürfte daher die Bestellung des neuen Geschäftsführers werden, der derzeit fieberhaft gesucht wird.

Mit dem forschen Frank Rost, dem loyalen Christoph Wendt und dem charismatischen Holger Liekefett scheiterten innerhalb der vergangenen zwölf Monate gleich drei unterschiedliche Persönlichkeiten an der Aufgabe, den Verein unabhängiger von den Alimenten der Rudolphs zu machen; wenn dies überhaupt gewollt war, was Insider bezweifeln. Sei es drum: Der künftige Geschäftsführer wird eine Marionette der Rudolphs bleiben, weil diese – völlig zu Recht – wissen wollen, was mit ihrem Geld geschieht. Um nicht weitere Mittel, Ressourcen und Arbeitskraft zu verschwenden, kann es nach innen und außen nur eine glaubwürdige Lösung geben: Matthias Rudolph, 56, Hauptgesellschafter der Spielbetriebsgesellschaft. Sein Vorteil: Er kann sich jetzt auf eine Geschäftsstelle verlassen, die ihr Geschäft versteht, die keine tägliche Führung, bloß verlässliche Ansagen braucht.