Ein Kommentar von Achim Leoni

Als Andreas Rudolph im Dezember 2004 das Kommando bei den HSV-Handballern übernahm und sie damit vor der Insolvenz rettete, setzte er sich für seine Amtszeit ein großes Ziel: Er wolle die Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Verein auch für den Fall existiere, dass er gegen einen Baum fahre. Dieser Fall ist zum Glück nie eingetreten. Und doch steht der HSV knapp zehn Jahre später nahe dem Punkt, an dem damals alles begann: vor dem Nichts.

Es ist schwer verständlich, was Rudolph zu seinem plötzlichen Rückzug bewegt. War es der ausbleibende sportliche Erfolg in dieser Saison? Der Liebesentzug der Spieler? Oder die Berichterstattung in den Medien? Namentlich die des Abendblatts hat Rudolph immer wieder angeprangert. Tatsache ist, dass er den HSV, sein Baby, das er mit einem Millionenaufwand groß gemacht hat, nun kaltherzig dem Verderben anheimfallen zu lassen scheint.

Andreas Rudolph hat viel für den HSV gegeben und große Erfolge möglich gemacht, die deutsche Meisterschaft, den Champions-League-Sieg. Diese Lebensleistung bleibt unstrittig. Aber er hat das eingangs genannte Ziel nicht erreicht, mehr noch: Er hat es mehr als einmal hintertrieben, weil er seine Macht nicht mit anderen teilen wollte. Daran ist so mancher HSV-Geschäftsführer gescheitert. Die Folgen dieser Eitelkeit müssen womöglich die Mannschaft und die Mitarbeiter tragen. Der Einwand, dass es den HSV ohne Andreas Rudolph ohnehin längst nicht mehr geben würde, ist in ihrer Situation kein Trost.