Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Eigentlich braucht man sich nur zwei Spiele der HSV-Handballer in dieser Saison anzuschauen, das vor 18 Tagen in Magdeburg (25:33) und jenes am Donnerstag gegen Flensburg (29:26), um zu wissen, warum diese Mannschaft Präsident, Hauptsponsor und Mäzen Andreas Rudolph, 59, immer wieder zur Weißglut treibt. Zu verstehen sind diese Leistungsunterschiede kaum, zu erklären vielleicht.

Da wäre Kentin Mahé, ein großes Talent, das neun Monate warten musste, um endlich auf seiner Lieblingsposition seine Fähigkeiten zu beweisen. Nun könnte man sagen, Trainer Martin Schwalb benötigte genau diese Zeit, um den jungen Franzosen in diese Form zu bringen. Das mag stimmen, wahrscheinlicher ist, dass in diesem Spieljahr die personellen Umbrüche im Team und der mit 17 Profis extrem große Kader wertvolle Zeit und zu viele Reibungsverluste kosteten, um zusammenzuführen, was wirklich zusammengehört. Der Preis dafür ist vermutlich eine Saison, in der der HSV alle seine Saisonziele verfehlen wird – das erste Mal seit acht Jahren.

Einen guten Verein, sagt man, zeichnet aus, dass er nur neue Fehler macht. Insofern sollte der Club aus den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit die Lehren für eine wieder erfolgreiche Zukunft ziehen können – wenn Rudolph dies dann will. Ohne seine Alimente dürfte der HSV auch in den nächsten zwei Jahren nicht konkurrenzfähig sein. Dass der Verein Kredit beim Publikum hat, zeigte der 1. Mai. Die O2 World war erstmals in dieser Saison ausverkauft. Die Lust auf Handball scheint also ungebrochen. Jetzt muss der HSV nur noch liefern.