Ein Kommentar von Achim Leoni

Es ist nur gut, dass Holger Liekefett nur noch nach vorn schauen will. Im Rückspiegel gäbe es nämlich Dinge zu sehen, die ihm den Amtsantritt als Geschäftsführer der HSV-Handballer verleiden könnten: eine gewaltige Unterdeckung im Etat, eine Serie von PR-Fehlschlägen und nicht zuletzt eine sportlich recht enttäuschende Saison. Von der Schwere seiner Aufgabe ließ sich Liekefett bei seinem ersten Auftritt zumindest nichts anmerken. Diesen Optimismus kann der Verein gut gebrauchen.

Mit Liekefett scheint dem HSV erstmals nach Langem wieder eine Personalentscheidung auf Führungsebene geglückt zu sein. Der Mann ist ein Verkaufsprofi mit ausgeprägter Handballnähe. Dass ihm der Stallgeruch fehlen mag, ist gar nicht einmal ein Nachteil. Gerade an Querdenkern fehlt es dem kriselnden Handball bisweilen. Und dass sich Liekefett aus sportlichen Fragen weitgehend heraushalten will, beugt einem möglichen Kompetenzgerangel mit Trainer Martin Schwalb schon im Ansatz vor.

Ob Liekefett Erfolg haben wird, hängt aber entscheidend davon ab, ob er auch Erfolg haben darf. Der zwölfte Geschäftsführer des 2002 gegründeten HSV wäre ja nicht der Erste, der sich auf den Job versteht. Bloß sind einige Vorgänger daran gescheitert, dass ihr Gestaltungsspielraum von Andreas Rudolph zu stark beschnitten wurde. Nur wenn der Präsident und Mäzen seinen totalen Kontrollanspruch aufgibt und auf Alleingänge verzichtet, kann sein Trumpf Liekefett stechen. Es könnte schon der Letzte sein, der dem Verein geblieben ist.