Ein Kommentar von Achim Leoni

Uwe Gensheimer, 27, hat sich entschieden. Deutschlands begehrtester Handballer, das gaben die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstag freudig bekannt, wird dem Europapokalsieger aus seiner Heimatstadt Mannheim mindestens zwei weitere Jahre vertraglich verbunden bleiben. Dem Vernehmen nach wäre Gensheimer 2014 einem Wechsel zum HSV nicht abgeneigt gewesen. Doch im Wettstreit der europäischen Topvereine konnte der Champions-League-Sieger offenbar nicht um den Linksaußen mitbieten. Der Verein ist wirtschaftlich derzeit nur bedingt handlungsfähig.

Die Strukturen, die den HSV über die Jahre groß gemacht haben, werden immer mehr zur Belastung für den Club. Präsident Matthias Rudolph hat sich zuletzt auffällig zurückgehalten. Sein Verhältnis zu Trainer Martin Schwalb gilt als angespannt. Rudolphs Bruder und Vorvorgänger Andreas, der wichtigste Gesellschafter und Geldgeber, hat sich in seine Privatsphäre zurückgezogen. Keiner der beiden war zugegen, als die Mannschaft am Mittwoch gegen Göppingen aus dem Pokalwettbewerb ausschied. Dabei wäre in Zeiten schwindender Zuschauer- und Sponsorenzahlen ein Signal der Geschlossenheit besonders wertvoll.

Sportlich bestünde kein Anlass zu großer Sorge. Die Mannschaft ist noch in der Selbstfindungsphase, aber sie hat eine Perspektive. Rückschläge wie im Pokal gehören zu einem solchen Reifeprozess wohl dazu. Ein verlässliches Umfeld allerdings auch. Der HSV kann es derzeit nicht bieten. Das unterscheidet ihn am meisten von seinen Konkurrenten.