Hamburger Handballer schaffen mit 35:26 gegen die HSG Wetzlar ihren ersten Saisonsieg in der Bundesliga. Duvnjak und Lindberg mit sieben Treffern die besten Schützen.

Hamburg. Am Ende übertrieb es Stefan Schröder vielleicht ein bisschen. Anstatt aufs Tor zu werfen, zwirbelte der HSV-Rechtsaußen den Ball diagonal in den Kreis, doch auch mit einem beherzten Hechtsprung konnte Kentin Mahé den Zaubertrick nicht mehr vollenden. Aber das war egal. Die Botschaft wurde auch so verstanden. Der Champions-League-Sieger hat mit 35:26 (16:9) gegen die HSG Wetzlar nicht nur den ersten Saisonsieg geschafft. Er hat den Spaß am Handball wiederentdeckt.

„Das war eine kompakte Leistung und ein auch in dieser Höhe verdienter Sieg“, sagte Trainer Martin Schwalb, dem Spiel und Sprechchöre sichtlich gut getan hatten. Zwölf Minuten brauchte seine Mannschaft, ehe er den seelischen Ballast der zwei Auftaktniederlagen abgeworfen hatte. Dann aber setzte er sich von 6:6 binnen einer Viertelstunde auf 16:6 ab. Wie so oft im Handball waren es die sogenannten einfachen Tore, die zur Kraftquelle wurden. Allein sechsmal führten in dieser Phase Tempogegenstöße zum Erfolg.

Sie wurden überhaupt erst möglich, weil die Verteidigung diesmal nicht nur aus Torwart Johannes Bitter bestand – er parierte allein in der ersten Halbzeit neunmal und zumeist spektakulär. Seine Vorderleute Deckung zeigten sich deutlich bewegungsfreudiger als zuletzt und verloren ihre Beherrschung auch nicht, als Wetzlar nach 18 Minuten seinen Weltstar Ivano Balic einwechselte.

Die Show hatten dem Kroaten zu diesem Zeitpunkt bereits seine HSV-Landsleute gestohlen. Blazenko Lackovic traf fast nach Belieben, Spielmacher Domagoj Duvnjak hatte nach kurzen Anlaufproblemen sein schwaches Spiel gegen Kiel überwunden. Einzig Torsten Jansen haderte mit sich. Als der Linksaußen Sekunden vor der Halbzeit zum vierten Mal einen freien Wurf aus kurzer Distanz vergab, landete kurz danach auch sein Mundschutz neben dem Tor – allerdings dem Bitters. Vor Wut hatte es Jansen auf den Boden gefeuert.

Die Stimmung in der O2 World litt darunter nur kurz – zumal nun der 14:20-Halbzeitrückstand des THW Kiel die Runde machte. Aber man brauchte an diesem Mittwochabend nicht auf Ergebnistafeln zu schauen, um gute Laune zu bekommen. Der Ball zirkulierte weiter flüssig durchs Hamburger Angriffsspiel, von genialen Anspielen (Mahé) bis zu brachialen Abschlüssen (Zarko Markovic) gab es die ganze Palette der Handballkunst zu bestaunen. Daran änderte sich auch nichts, als Schwalb durchzuwechseln begann. Am Ende blieb nur eine Frage offen: Warum konnte der HSV vergangene Woche zumindest beim Bergischen HC nichts Vergleichbares zustande bringen?

Schade nur, dass Wetzlars Nationalrechtsaußen Tobias Reichmann seinen Einsatz mit einer schweren Knieverletzung bezahlte. Und dass nur 6437 Menschen Zeugen des ersten HSV-Saisonsiegs wurden. Die Fandienstverweigerer muss der HSV nun mit einem Sieg Sonntag in Melsungen von der Rückkehr überzeugen. Dann darf die Krise als überwunden gelten.

Tore, HSV: Duvnjak 7, Lindberg 7/3, Markovic 6, Mahé 3, Lackovic 3, Toft Hansen 2, Dominikovic 2, Flohr 1, Schröder 1, Canellas 1, Hens 1, Jansen 1; Wetzlar: Tiedtke 7/1, Tönnesen 5, Reichmann 3, Laudt 3, Krause 2, Hahn 2, Weber 1, Balic 1, Klesniks 1, Fäth 1. SR: Hartmann/Schneider (Magdeburg/Barleben). Zuschauer: 6437. Zeitstrafen: 3; 2.