Hamburger ringen um ersten Saisonsieg. Mit Wetzlar wartet ein unangenehmer Gegner auf die Mannschaft von Trainer Martin Schwalb. Ein Ex-Welthandballer macht dem Krisenclub besonders Sorgen.

Hamburg. So richtig Deutsch spricht der neue Superstar der HSG Wetzlar noch nicht. „Er sagt Spielzüge an, aber wir beschränken uns auf einige wenige“, erzählt Trainer Kai Wandschneider. Die Rede ist von Ivano Balic. Der Welthandballer von 2003 und 2006 wechselte im Sommer überraschend vom insolventen Club Atlético Madrid zu den Mittelhessen und bescherte dem Traditionsclub eine Welle der Euphorie. „Sein Wechsel hat Erwartungen geweckt“, gibt Wandschneider zu.

Balic, 34, der bis 2012 die kroatische Nationalmannschaft zu zahlreichen Medaillen führte, gilt als extrovertierter Spielmacher. Im Training sei der Olympiasieger hingegen sehr diszipliniert. „Es macht großen Spaß. Das mit dem Paradiesvogel trifft gar nicht zu“, sagt Wandschneider, „er ist genauso fleißig wie die anderen und gibt seinen jüngeren Mitspielern viele Tipps.“

Genau dafür wurde er nach Wetzlar geholt. In Stressphasen soll Balic Ruhe ausstrahlen und Verantwortung übernehmen. Abgesehen davon, dass wie beim HSV neun Neuzugänge integriert werden müssen, hat die HSG mit Verletzungspech zu kämpfen. Neben den Langzeitausfällen Daniel Valo (Kreuzbandriss), Adnan Harmandic (Daumenbruch) und Kevin Schmidt (Hüfte) fehlen am Mittwoch gegen die Hamburger (20.15 Uhr/O2 World) Christian Rompf (Gehirnerschütterung), Magnus Dahl (Augenverletzung) und Kristian Bliznac (Bänderriss). Beim HSV muss Adrian Pfahl (Ellenbogen-OP) zuschauen.

„Der Kennenlernprozess braucht noch Zeit“

Trotz seines Sonderstatus braucht auch der Ballzauberer Balic die Hilfe seiner Mitspieler. „Er hat das Spiel verstanden, jetzt müssen wir verstehen, was er will“, sagt der aus Hamburg stammende Wandschneider. Auch weil die Wetzlarer (2:4 Punkte) am Sonntag gegen TuS N-Lübbecke ihren ersten Saisonerfolg feierten, zeigt sich der Trainer geduldig: „Der Kennenlernprozess braucht noch Zeit.“ Mit Überraschungserfolgen rechnet der gebürtige Hamburger erst in der Rückrunde. Gegen den kriselnden HSV (0:4 Punkte) akzeptiert er die Außenseiterrolle: „Die werden alles in die Waagschale werfen, um einen Fuß in die Tür zu kriegen.“

Gemeinsam mit den Skandinaviern Kent Robin Tönnesen, Bliznac und Dahl muss Balic zurzeit regelmäßig zum Deutschunterricht. „Ein paar Sachen verstehen sie schon“, sagt Wandschneider zuversichtlich. Lästige Übersetzungen ins Englische wird er sich bald sparen können.