Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Weltmeisterschaften sind für Sportler gewöhnlich Höhepunkte ihrer Laufbahn. Das gilt auch für Handballprofis. Die Vereins-WM bildet da eine Ausnahme. Wären in Katar nicht hohe Preisgelder zu verdienen, hätten sich Europas Champions-League-Sieger HSV Hamburg und der im Finale unterlegene FC Barcelona den Trip in die Wüste wahrscheinlich erspart.

Schuld sind die internationalen Verbände. Wollen sie diesem Turnier die Bedeutung geben, die eine WM verdient, ist es respektlos gegenüber den Gastgebern – wie den Kontinentalmeistern aus Afrika, Amerika und Ozeanien –, den Termin zwischen die Champions-League-Qualifikation der Hamburger und den Start der Bundesliga zu pressen, der anerkannt besten und schwierigsten Handballliga der Welt. Dass HSV-Trainer Martin Schwalb unter den gegebenen Umständen – Reisestress, Klimaumstellung – die Veranstaltung wenig Freude macht, kann ihm niemand verübeln. Sein Kieler Kollege Alfred Gislason dachte ähnlich über den Super Globe. Fünf Spiele in sechs Tagen sind zudem kein Entspannungsprogramm.

Es bleibt ein frommer Wunsch, dass Handballfunktionäre pfleglich mit der Ressource Spieler umgehen. Wer ständig neue Einnahmequellen zu generieren versucht, sollte die Qualität der Produkte im Fokus behalten. Welt- und Europameisterschaften dürfen nicht zur Massenware verkommen. Eine Vereins-WM mag der sportpolitischen Entwicklungshilfe dienen, doch selbst 310.000 Euro Siegprämie könnten den HSV nicht dafür entschädigen, sollte der Bundesligastart misslingen.