22 Jahre alt und hoch talentiert: Der Serbe Petar Djordjic und der Franzose Kentin Mahé sollen die Zukunft beim HSV Handball einleiten.

Hamburg. Petar Djordjic verliert langsam die Geduld. „Kenny, komm her jetzt“, schallt es laut über die Terrasse. Interviewtermin! Kentin Mahé hat aber noch zu tun. „Jetzt ist er wieder mit Kartentricks beschäftigt“, sagt der Serbe, „das macht er ständig.“ Kentin Mahé und Petar Djordjic sind neben dem 19-jährigen Kevin Herbst die zwei jüngsten Neuzugänge beim HSV Handball. 22 Jahre alt, ausgestattet mit unglaublichem Talent und bereit anzugreifen. Das verbindet. Die beiden Freunde kennen sich seit Jahren, nun gehen sie gemeinsam beim HSV auf Titeljagd. „Wir haben beide ganz früh angefangen, als junge Spieler kennt man sich. Jetzt muss ich ihm beibringen, wie das Leben so geht“, sagt der sechs Monate ältere Djordjic und lacht. Humor spielt bei dem Duo eine wichtige Rolle. Ruhig wird es selten um die beiden.

Djordjic kam in der Sommerpause von der SG Flensburg-Handewitt. Der Rechtshänder schert neben Pascal Hens und Blaženko Lacković auf Halblinks ein und soll mit Kentin Mahé für frischen Wind im HSV-Rückraum sorgen. Eingewöhnt hat sich der Serbe schnell. „Wir haben letztes Jahr siebenmal gegen den HSV gespielt. Ich war nie weit weg. Ich kenne die fast alle, deswegen fällt mir das gar nicht schwer“, sagt Djordjic, dessen Vater Zoran seit 2012 beim HSV als Torwarttrainer beschäftigt ist. Die größere Herausforderung sei das Spielerische. „Wir haben gerade einmal ein Fünftel der Spielzüge geübt. Das braucht alles seine Zeit“, zieht der 22-Jährige zum Ende des Trainingslagers Bilanz.

Mit dem Duo wird es in Zukunft nicht langweilig beim HSV. Vor allem Wirbelwind Mahé erobert Sympathien im Sturm. Der Franzose absolvierte bereits sieben Länderspiele für Frankreich. Mit dem Sprung vom VfL Gummersbach an die Elbe will der Spielmacher und Linksaußen endgültig an die Weltspitze des Handballs. „Bei Gummersbach habe ich schon viel Verantwortung übertragen bekommen. Das erste Jahr war ein bisschen erfolgreicher als das zweite, weil ich mich verletzt habe. In Hamburg sind die Erwartungen noch einmal höher“, ist sich der 22-Jährige des Drucks bewusst. An Selbstdisziplin müsse er aber noch zulegen, sagt Mahé. Seine Verrücktheit im Spiel bleibt aber Markenzeichen. „Das ist einfach meine Art, mit der Schnelligkeit unerwartete Dinge zu tun.“

Neben dem erfahrenen Domagoj Duvnjak und Spitzen-Spielmacher Joan Cañellas muss sich Mahé seine Sporen erst verdienen. „Wenn man nicht der Beste sein möchte, hat man hier nichts zu suchen. Auch wenn vor uns Weltklasseleute stehen. Petar und ich haben hohe Ansprüche“, sagt der 1,85 Meter große, drahtige Pariser. „In Gummersbach habe ich viele Freikarten gehabt. Hier werde ich mir weniger Fehler erlauben dürfen.“

Klare Angriffszeichen, die auch Petar Djordjic aussendet. Mit 19 Jahren kam er nach Flensburg, setzte sich in dreieinhalb Jahren beim norddeutschen Spitzenverein durch. Der HSV ist für ihn der nächste Schritt. „Das ist eine unglaublich gute Mannschaft in diesem Jahr. Hier habe ich die Möglichkeit, die höchsten Ziele zu erreichen, was bei Flensburg bisher gefehlt hat“, erklärt der serbische Nationalspieler den Wechsel nach Hamburg.

Unter Trainer Martin Schwalb will er sich entwickeln, Titel holen. „Ich war sechs Jahre alt, da war Martin schon Trainer von meinem Vater. Für mich ist er eine unglaubliche Respektsperson“, sagt der knapp zwei Meter große Rückraum-Akteur.

Den Spaß am Handball verkörpern die beiden wie kaum jemand. „Es gibt Sachen, da musst du ernst sein. Aber wir versuchen schon, Spaß zu haben und eine gute Mannschaftsatmosphäre herzustellen. Dass jeder spielen will, ist klar. Aber am wichtigsten ist, dass die Mannschaft Erfolg hat“, sagt Djordjic.

Nur ein einziges Mal reagiert Kentin Mahé nachdenklich. Was müsse passieren, dass der französisch-serbischen Spaß-Kombo die gute Laune vergeht, war die Frage. „Wenn wir uns nicht für die Champions League qualifizieren“, antwortet Mahé. Mit Niederlagen gehen die beiden trotz aller Ähnlichkeiten verschieden um. „Man darf nicht zweifeln“, sagt Djordjic, „ich denke immer positiv. Wenn ich mal keinen Spaß habe, wird man das merken.“ Mahé geht damit anders um. „Es gibt diese Angst, zu verlieren. Wenn man die hat, tut man alles dafür, dass das nicht passiert“, sagt der 22-Jährige. Djordjic dagegen: „Diese Angst habe ich nicht. Beim uns auf dem Balkan gibt es nur Gewinnen – und fertig.“ Mahé nennt seine Haltung dagegen „die französische Variante“.

So wird schnell klar: Diese beiden sind ein Gewinn für den HSV.