Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Es ist gerade sechs Jahre her, als Baulöwe Domingo Dìaz de Mera, der Präsident des Handballclubs BM Ciudad Real, damals Milliardär, eine Offerte seines Kollegen Florentino Perez, des Chefs von Real Madrid, brüsk ablehnte. Perez, erzählte man sich, wollte die erfolgreichen Handballer zu Real holen, doch Dìaz konterte nur kühl: „Es ist wohl weit realistischer, dass ich dein Real übernehme, als dass du meine Handballer bekommst.“

Jetzt ist der aktuelle Club-Weltmeister, der sich vor zwei Jahren unter das – offenbar nicht schützende – Dach Atlético Madrids begab, pleite. Der lange Arm der weltweiten Finanzkrise war längst zuvor im spanischen Sport angekommen. Die dortige Handballliga Asobal, die einst mit der Bundesliga um das Prädikat „stärkste Spielklasse der Welt“ stritt, besteht inzwischen noch aus einer international konkurrenzfähigen Mannschaft, dem Meister FC Barcelona.

Das Grundproblem sind nicht nur Liquiditätsengpässe, es ist die Abhängigkeit eines Vereins von einem einzigen Geldgeber. Vor Jahresfrist meldete der ambitionierte dänische Meister AG Kopenhagen Insolvenz an, weil Hauptsponsor Jesper Nielsen, der sich auch bei den Rhein-Neckar Löwen engagiert hatte, sich finanziell übernommen hatte. In der Handball-Bundesliga hängen elf der 18 Clubs am Tropf eines Mäzens. Auch Champions-League-Sieger HSV Hamburg gehört dazu, der ohne die zusätzlichen Millionen seines ehemaligen Präsidenten Andreas Rudolph die Tore hätte schließen müssen. Diese Geldspritzen sind Fluch und Segen zugleich. Sie helfen, große sportliche Ziele zu verfolgen, sie verhindern jedoch nachhaltige Strukturen, die verlässliches Wirtschaften auf Dauer ermöglichen.