Nach Atlético Madrids Pleite werden den Hamburgern weitere Spieler angeboten.

Madrid/Hamburg. Der spanische Handballclub BM Atlético Madrid ist pleite. Der dreimalige Champions-League-Sieger und amtierende Vereinsweltmeister gab seine Auflösung bekannt. Eine Million Euro Steuerschulden drücken den Verein. Zuletzt waren keine Spielergehälter gezahlt worden. Trainer Talant Dujshebaev, 45, und alle Profis sind freigestellt und ablösefrei.

„Das Fehlen von Sponsoren und der Mangel an Unterstützung öffentlicher Institutionen, gepaart mit der Unfähigkeit der Führungskräfte des Vereins, nach den bisherigen Verlusten weitere Gelder in den Club zu stecken, haben das Überleben des Vereins unmöglich gemacht“, sagte Clubpräsident Domingo Díaz de Mera. Der Baulöwe hatte den Verein einst aufgebaut und alimentiert. Mit der Wirtschaftskrise in Spanien, die besonders schwer die Immobilienbranche traf, schrumpfte das Vermögen des Milliardärs dramatisch. Für Handball blieb am Ende kein Geld übrig.

„Das Aus von Atlético war absehbar. Aber es ist unglaublich traurig für den Handball, dass wieder ein Traditionsverein verschwindet. Besonders die Spieler tun mir leid“, sagte Matthias Rudolph, Präsident des HSV Hamburg. Es ist die zweite Pleite eines von Mäzenen geprägten Vorzeigeprojektes. Vor elf Monaten hatte Dänemarks Meister AG Kopenhagen Insolvenz angemeldet, nachdem Besitzer Jesper Nielsen, der auch die Rhein-Neckar Löwen gesponsort hatte, ausgestiegen war. Gemeinsam war Kopenhagen und Madrid: Nur das Beste war gut genug, die Teams hatten die Qualität von Weltauswahlen.

Die Folgen der Madrid-Pleite sind nicht absehbar. Der HSV wird den spanischen Weltmeister Joan Cañellas, 26, jetzt ein Jahr früher holen. Erste Gespräche haben stattgefunden. Ursprünglich hatte der Spielmacher einen Vertrag vom 1. Juli 2014 an in Hamburg unterzeichnet. „Mit Cañellas wäre unser Kader voll“, sagt Rudolph. Angeboten wurden dem HSV von Spielerberatern der schwedische Linksaußen Jonas Källmann, 31, und der Halbrechte Xavier Barachet, 24. Der Franzose kann nach einer Schulteroperation allerdings erst Ende des Jahres wieder spielen. Rudolph: „Beide sind für uns kein Thema wie auch Trainer Dujshebaev nicht.“

Wer Atléticos Platz beim Super Globe Ende August in Doha (Katar) einnimmt und voraussichtlich Endspielgegner des HSV wird, will der Weltverband IHF nächste Woche entscheiden. Kandidaten sind der THW Kiel, Finalverlierer 2012, und der FC Barcelona, der das Champions-League-Finale am 2. Juni gegen den HSV verlor. Dass der HSV nach dem Aus der Madrilenen eine Wildcard für die Gruppenphase der Champions League erhält, ist unwahrscheinlich. Der europäische Verband will keine fünf deutschen Clubs.