In der Handball-Champions-League treffen Flensburg und der HSV am Sonntag zum Viertelfinalhinspiel aufeinander. Abläufe im Hamburger Angriff sollen optimiert werden.

Hamburg. Die Frage ist nur: Wohin mit dem Ball? Glaubt man Matthias Rudolph, dem Präsidenten der HSV-Handballer, haben die Hamburger in den vergangenen zwei Duellen mit der SG Flensburg-Handewitt auf dem Spielfeld die falschen Antworten gegeben. "Wir haben aus dem Rückraum die Bälle flach aufs Tor geworfen und von den Außenpositionen hoch. Umgekehrt wäre es wohl besser gewesen", meint Rudolph, 55. Der Chef sollte es wissen. Er hat wie sein Bruder Andreas, 58, früher selbst hochklassig gespielt, gehörte Mitte der 1970er-Jahre in Essen und Neuhausen zum Bundesligakader.

Fakt ist: In der Bundesliga (23:23) und im Pokalhalbfinale am vergangenen Sonnabend (25:26 nach Verlängerung) führten die bisherigen Wurfentscheidungen nicht zum erhofften Erfolg. Alles anders machen wollen die Hamburger wiederum auch nicht in den anstehenden Champions-League-Duellen mit den Flensburgern. Am Sonntag (18.45 Uhr, Eurosport live) steigt das Viertelfinalhinspiel in der Flens-Arena, eine Woche später fällt am 28. April um 18.30 Uhr in der O2 World die Entscheidung, wer am 1. und 2. Juni zum Final Four nach Köln darf.

"Wir werden gewisse Abläufe im Angriff und in der Abwehr versuchen zu optimieren, da haben wir sicher noch Potenzial. Aber grundlegende Dinge werden wir nicht ändern. Wir spielen nicht plötzlich Wildwest. Damit würde ich die Mannschaft nur verrückt machen und ihr zu verstehen geben, dass wir ein Problem haben. Und das haben wir nicht. Wir haben klasse Handball gespielt, nur unsere freien Würfe nicht konsequent genutzt. Jetzt heißt es: Nicht zu viel denken, einfach werfen", sagt HSV-Trainer Martin Schwalb, 49.

Die unglaublichen Fangquoten der Flensburger Torhüter, des Dänen Sören Rasmussen, 36, und des Schweden Mattias Andersson, 35, sind allerdings nicht spurlos an den HSV-Angreifern vorbeigegangen. Die gewohnte Selbstsicherheit scheint ihnen bei ihren Würfen abhandengekommen zu sein. "Wenn du nur eine Zehntelsekunde zu lange nachdenkst, verlierst du deinen Rhythmus", weiß Rückraumschütze Blazenko Lackovic, 32. Auf den Kroaten kommt es jetzt an. Zuletzt schwächelte beim HSV der Rückraum links und rechts, weil Pascal Hens, 33, unter fast schon chronischen Fußbeschwerden leidet und auf der anderen Seite Marcin Lijewski, 35, immer öfter seine lange Profilaufbahn in den Gelenken spürt. Allein auf den nimmermüden Spielmacher Domagoj Duvnjak, 24, war wie gewohnt Verlass. Und sein Back-up Michael Kraus, 29, zeigte zumindest ansteigende Form.

Lackovic wiederum ist körperlich fit, nur sein zweimal gebrochener Zeigefinger der rechten Hand vermittelt ihm weiter nicht das Gefühl, dass er die Bälle dorthin werfen kann, wohin er sie werfen will. "Neulich war das bei einem Wurf genau zu beobachten", sagt Trainer Schwalb, "normalerweise kann Blazenko dem Ball im letzten Moment eine andere Richtung geben. Das ist eine seiner großen Stärken. Doch diesmal kriegte er nicht die Kurve, und der Wurf landete genau auf Mann." Was Schwalb Hoffnung macht: Beim Bundesligasieg am Mittwoch gegen Essen (41:34) zeigte Lackovic wieder bessere Ballkontrolle.

Jede Kleinigkeit zählt. Denn dass es erneut ein ganz enges Spiel werden wird, belegt schon die Bilanz. Seit 2002, seit der Gründung des HSV Hamburg, gab es in 29 Spielen je zwölf Siege und fünf Unentschieden. 2009 setzte sich der HSV im Viertelfinale der Meisterliga dank eines mehr erzielten Treffers gegen Flensburg durch. Beide Mannschaften gewannen damals ihr Auswärtsspiel, der HSV siegte in Flensburg 28:25, Flensburg in Hamburg 31:29. Eines haben die Hamburger dem Nordrivalen noch voraus: 2011 qualifizierten sie sich das erste und bisher einzige Mal für das Final Four. Die Flensburger waren in Köln noch nicht dabei.

Die zwei Partien sind diesmal auch ein dänisches Duell: Hamburgs Hans Lindberg, 31, ist mit bislang 80 Treffern bester Schütze der Champions League, Flensburgs Anders Eggert, 30, mit 68 der drittbeste. Damit der Abstand gewahrt bleibt, schonte Schwalb Lindberg gegen Essen 41 Minuten lang. Danach warf dieser noch fünf Tore. "Die Pause hat ihm gutgetan", glaubt der Trainer.

Für das Rückspiel am 28. April hat der HSV bislang 6100 Eintrittskarten abgesetzt. Der Club hofft auf mindestens 10.000 Zuschauer. Das wäre die größte Kulisse in diesem Jahr. Ein gutes Hinspielergebnis würde den Vorverkauf befeuern. Erreicht der HSV das Halbfinale, würden wenigstens 100.000 Euro Prämie fällig, bei einem Finalsieg insgesamt 350.000. Bisher verdienten die Hamburger in der Champions League 145.000 Euro Preisgeld.

HSV-Torhüter Dan Beutler, 35, wechselt mit sofortiger Wirkung nach Katar. Der Schwede unterschrieb beim Hauptstadtclub El Jaish in Doha einen Vertrag bis zum Saisonende. Danach wechselt er wie geplant in seine Heimat zum IFK Kristianstad. Beutler war 2011 aus Flensburg nach Hamburg gekommen und zeigte in 89 Spielen 650 Paraden.