Vier direkte Duelle in 19 Tagen: Der ehemalige Handball-Nationalspieler Frank von Behren analysiert das anstehende Dauerduell der HSV-Handballer gegen die SG Flensburg-Handewitt.

Hamburg. In nicht einmal drei Wochen könnten die HSV-Handballer all ihre Saisonziele verspielen - alle gegen eine Mannschaft. Am 9. April beginnen die großen Flensburg-Festspiele: Innerhalb von nur 19 Tagen trifft das Team gleich viermal auf den Rivalen aus dem Norden. Zuerst in der Liga, dann im Pokal-Halbfinale, gefolgt von zwei Partien im Champions-League-Viertelfinale. "Nach dieser Serie könnte es sein, dass eine Mannschaft einen Komplex hat", sagt der Hamburger Torwart Johannes Bitter vor der Spielserie.

Mit Flensburg trifft der HSV auf eine handballverrückte Stadt, die immer ein wenig mit dem Image des Außenseiters zu kämpfen hat. Eine kleine Halle, mit 5,7 Millionen Euro im Verhältnis zu Kiel (9,5 Millionen) und Hamburg (8,1) ein verhältnismäßig kleiner Etat - trotzdem spielt das Team immer oben mit. "Die Flensburger haben einfach eine gute Personalpolitik", sagt Frank von Behren. Der ehemalige Nationalspieler war zwei Jahre in Flensburg aktiv und kennt das Umfeld im hohen Norden gut.

Durch den Standortvorteil lockt Flensburg immer wieder starke dänische Spieler an, die nicht zu weit von der Heimat, aber auf hohem Niveau spielen wollen. "In der Kabine war die erste Sprache eher Dänisch als Deutsch, aber Flensburg ist durch die Dänen erst richtig nach oben gekommen", sagt von Behren. Generell ist auch das Stadtbild an der Grenze sehr dänisch geprägt. So wird Flensburg am Wochenende regelmäßig von Dänen überflutet, die günstig an Alkohol kommen wollen. "Da spielen sich Szenen ab, die ich so auch noch nicht erlebt habe", sagt von Behren, der sich manchmal wie ein Ausländer im eigenen Land gefühlt habe.

Die Atmosphäre in der Campushalle mit der größten Stehplatztribüne der Liga ist einzigartig. "Die SG hat sehr enthusiastische Fans. Die Stadt lebt den Verein", sagt von Behren. Gut zu sprechen sind die Anhänger auf den HSV aber gar nicht. Mit Marcin Lijewski, Blazenko Lackovic, Oscar Carlén und Dan Beutler stehen gleich vier Spieler im Hamburger Kader, die der HSV direkt aus Flensburg weggekauft hat. Mit Petar Djordjic kommt zur neuen Saison ein weiterer hinzu. "Das ist natürlich brisant. Da spielen auch Neid und Missgunst eine Rolle, weil die SG nicht die finanziellen Möglichkeiten hat wie der HSV", sagt von Behren.

"Flensburg kann lockerer in das Spiel gehen"

Schon dreimal haben beide Teams in dieser Saison gegeneinander gespielt, vier weitere Partien folgen. "Da sind Überraschungen natürlich eher selten", sagt von Behren. Beide Mannschaften kennen sich in- und auswendig, die Liebe zum Detail könne dann entscheidend sein: "Wenn das Spiel auf der Kippe steht, können kleine Änderungen, wie einen Spielzug nur eine Nuance anders zu spielen, den Ausschlag geben."

Ein Schlüsselduell wird das der beiden vielleicht derzeit besten Torhüter der Liga. "Mattias Andersson ist in der Form seines Lebens, und beim HSV ist Johannes Bitter nach seinem Kreuzbandriss stark zurückgekommen. Da treffen sich zwei absolut gleichwertige Torhüter", meint von Behren.

Im ersten Spiel in der Liga am kommenden Dienstag steht der HSV bereits extrem unter Druck, um sich noch direkt für Champions League zu qualifizieren. "Flensburg kann lockerer in das Spiel gehen", glaubt von Behren, der die SG in der Liga am Ende vor dem HSV, in der Champions League aber die Hamburger vorne sieht: "Über 120 Minuten sehe ich den HSV durch seinen breiteren Kader leicht im Vorteil", sagt von Behren, im Pokal-Halbfinale stünden die Chancen dagegen 50:50: "Das ist ein richtiges Endspiel."