Acht Tore von Lindberg. HSV-Handballer gewinnen bei Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen 34:28. Neun Siege und zwei Unentschieden aus den vergangenen elf Pflichtspielen.

Hamburg. Es war eine Mischung aus Genugtuung und Demut, die bei den HSV-Handballern am Tag nach dem 34:28-(17:13)-Triumph beim bisherigen Bundesliga-Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen zu spüren war. Genugtuung darüber, mal wieder ein Ausrufezeichen der Stärke gesetzt und die Schmach des Hinspiels (23:30) getilgt zu haben. Und Demut, dass die Mannschaft nach einem bislang schwierigen Saisonverlauf mit vielen Verletzten und wiederholten Rückschlägen offenbar zu gewohnter Klasse zurückgefunden hat. "Das war beileibe nicht selbstverständlich", sagt Trainer Martin Schwalb, 49.

Neun Siege und zwei Unentschieden aus den vergangenen elf Pflichtspielen, in Bundesliga, deutschem Pokal und Champions League, lassen auch Präsident Matthias Rudolph, 55, optimistisch in die Zukunft schauen: "Wenn wir jetzt unsere Hausaufgaben erfüllen und in der Bundesliga noch maximal drei Punkte abgeben, eventuell in Kiel und Flensburg, können wir mit etwas Glück am Ende noch Dritter werden und uns direkt für die Champions League qualifizieren. Ganz abgesehen davon, dass ich uns in den beiden anderen Wettbewerben auch einiges zutraue."

In Mannheim entschieden die Hamburger das Spiel in den zehn Minuten vor und nach dem Seitenwechsel, als sie von 10:9 (20. Minute) auf 25:16 (42.) davonzogen. "Es war ein guter Schachzug, dass wir die ganze Zeit eine 6:0-Abwehr (alle Mann am Kreis, die Red.) gespielt haben. Dadurch konnten wir, wie wir uns es vorgenommen hatten, den starken Rückraum der Löwen ausschalten. Das war der Schlüssel zum Erfolg", sagte Johannes Bitter, 30. Mit 13 Paraden bei 33 Würfen hatte der ehemalige Nationaltorhüter erneut großen Anteil an dem Sieg, weil er immer dann die Bälle hielt, wenn es vom Spielverlauf her wichtig wurde. "Diesmal hätten wir auch ohne Torhüter gewonnen. Die Deckung hat hervorragend gestanden", relativierte Bitter das Lob.

Schwalb lobt: Mannschaft ist "stabiler, konzentrierter und fokussierter"

Auch für Trainer Schwalb ist die Rückkehr Bitters ins HSV-Tor nach neun Monaten Verletzungspause (Kreuzbandriss) ein Faktor bei der Erklärung, warum dem Team im neuen Jahr vieles leichter von der Hand geht - jedoch nicht der einzige: "In der ersten Halbserie mussten wir des Öfteren fünf Stammspieler ersetzten, das steckt kein Club so einfach weg." Jetzt hätte sich die Mannschaft gefunden, sei "stabiler geworden, konzentrierter und fokussierter". Und die Abwehr habe deutlich an Aggressivität gewonnen, mache jetzt diesen einen kleinen Schritt mehr, der im Handball Spiele entscheiden kann. "Und wenn man als Abwehrspieler weiß, dass hinter einem ein Torhüter steht, der hält, was es zu halten gilt, und oft noch den einen Ball mehr, ist man eher bereit, sich noch ein Stück mehr bei der Deckungsarbeit ins Zeug zu legen", sagt Schwalb. Was der Trainer nicht als Kritik an Dan Beutler, 35, verstanden wissen will, der habe stets einen guten Job gemacht. Jetzt allerdings darf der Schwede, der den Verein im Sommer verlässt, nur noch zu dem einen oder anderen Siebenmeter an seinen Arbeitsplatz. In Mannheim parierte er dabei einen von zwei Strafwürfen.

Im Angriff wiederum ist auf den Dänen Hans Lindberg, 31, weiter Verlass. Am Sonnabend warf er wieder acht Tore und führt mit 165 Treffern die Torjägerliste der Liga. "Wir bewegen uns gut und bringen damit die gegnerische Deckung in Bewegung. Davon profitiere ich als Rechtsaußen", sagt Lindberg.

In den zehn Tagen Pause bis zum Gummersbach-Spiel (Mittwoch, 13. März, 20.15 Uhr, O2 World) sollen Kapitän Pascal Hens, 32, Stauchung im linken Sprunggelenk, und Rechtsaußen Stefan Schröder, 31, Rücken, ihre Verletzungen auskurieren. Auf beide hatte Schwalb bei den Rhein-Neckar Löwen kurzfristig verzichten müssen. Gegen Gummersbach erwartet der Trainer zudem die Rückkehr von Linksaußen Torsten Jansen, 36. Wann Oscar Carlén, 24, wieder in Hamburg eintreffen wird, lässt Schwalb offen. "Wir setzen ihn nicht unter Druck. Er soll in aller Ruhe zu sich finden." Dass nach zwei Kreuzbandrissen das Knie unter Belastung anschwelle, sei nicht ungewöhnlich. Schwalb: "Es ist nichts Dramatisches passiert. Aber: Der Junge hat zwei Jahre pausiert. Das darf man nie vergessen."

Spielstatistik:

Tore Rhein-Neckar Löwen: Sigurmannsson 7, Schmid 6 (3 Siebenmeter), Myrhol 5, Groetzki 4, Petersson 3, I. Guardiola 2, Sesum 1

Tore HSV Hamburg: Lindberg 8 (3), Duvnjak 7, Vori 5, Kraus 4, M. Lijewski 4, Petersen 4, Lackovic 2

Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz)

Zuschauer: 13.200 (ausverkauft)

Zeitstrafen: 3; 4

Siebenmeter: 4 (3 verwandelt/Beutler pariert gegen Schmid); 3 (3)