Martin Schwalb, Trainer der HSV-Handballer, schickt den Schweden heute gegen den SC Magdeburg noch einmal auf die Tribüne.

Hamburg . Das Gespräch mit Trainer Martin Schwalb nach der Übungseinheit am späten Montagnachmittag dauerte etwa zehn Minuten, dann stand fest: Oscar Carlén, 24, wird sich am heutigen Dienstag vor dem Bundesligaspiel gegen den SC Magdeburg (20.15 Uhr, O2 World, Sport1 live) das erste Mal mit den HSV-Handballern aufwärmen, aufs Tor werfen, dann aber hinter der Spielerbank in der ersten Reihe auf der Tribüne Platz nehmen. "Wir haben uns für diese Variante entschieden, um ihn weiter behutsam an die Mannschaft heranzuführen. Er soll sich erst einmal wieder an den Rhythmus eines Spieltages gewöhnen", sagte Schwalb, 49.

Der Trainer war mit drei Szenarien ins Gespräch mit Carlén gegangen. Neben dem Warmmachen erwog Schwalb die Nominierung für den Kader - mit oder ohne anschließendem Einsatz im Spiel. "Es gibt für uns keinen Grund, etwas zu überstürzen. Oscar wird sein Comeback demnächst geben. Muskulär ist er voll auf der Höhe, sein Knie hält. Aber er trainiert gerade zwei Wochen mit der Mannschaft, und man sieht in einigen Situationen noch, dass er zwei Jahre lang verletzt pausiert hat", begründete Schwalb seinen Entschluss - obwohl mit dem Polen Marcin Lijewski (Knöchelprellung) auch der zweite Linkshänder gegen den Tabellenachten Magdeburg auszufallen droht.

Auf der Tribüne wird Carlén Dienstagabend prominente Nachbarn um sich haben. Spielmacher Michael Kraus, 29, hat seinen Hexenschuss noch nicht auskuriert und muss seinen Dienstbeginn in diesem Jahr erneut verschieben. "Auch bei 'Mimi' gilt: Wir haben nichts davon, ihn fitzuspritzen. Wir haben noch viele wichtige Spiele in dieser Saison, da nützt er uns nur, wenn er vollkommen gesund ist", sagt Schwalb. Der dritte Patient ist zumindest auf dem Weg der Besserung. Linksaußen Torsten Jansen, 36, hat zwar in dieser Saison bislang kein Spiel bestritten, doch nach Operationen am Knie und an der Ferse sollte er Mitte März körperlich wieder in der Lage sein, das zu ändern.

Nach dem feststehenden Wechsel von Linksaußen Fredrik Petersen, 29, im Sommer zum Bundesligakonkurrenten Füchse Berlin spielt Jansen auch in Schwalbs Planungen für die nächste Spielzeit eine Rolle. ",Toto' hatte zuletzt so viele Blessuren, da sollte nichts mehr nachkommen. Und die Klasse, uns zu helfen, hat er nach wie vor. Warum sollen wir für viel Geld jemanden einkaufen, von dem wir nicht genau wissen, ob er zu uns passt, wenn wir einen wie 'Toto' behalten können", sagt Schwalb.

Ohnehin plädiert der Coach dafür, die verdienten Spieler der Meistermannschaft von 2011 zu halten. Das gelte auch für Rechtsaußen Stefan Schröder, 31, wie für Allrounder Matthias Flohr, 30. "Wir werden in der nächsten Saison bis zu fünf Neuzugänge eingliedern müssen, da ist es wichtig, dass wir genug Spieler haben, die mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen über den HSV diese Integration begleiten", sagt der Trainer. Nicht alle im Verein sind derselben Meinung, Präsident Matthias Rudolph scheint andere Lösungen zu bevorzugen. Sicher ist: Jansen, Schröder und Flohr müssen bei ihren neuen Verträgen finanzielle Abstriche machen, weil der Club nach dem Teilrückzug des ehemaligen Präsidenten und Mäzens Andreas Rudolph, Einnahmen und Ausgaben ohne private Zuschüsse in Einklang bringen will. "Wir sind auf einem guten Weg, genau das zu schaffen, auch wenn wir dafür weiter hart arbeiten müssen", sagt Schwalb.

Vor dem Bundesligaspiel wird von der ehemaligen Boxweltmeisterin Ina Menzer um 19.50 Uhr (Sport1 live) das Halbfinale des deutschen Pokals ausgelost. Die Endrunde wird am 13./14. April in der Hamburger O2 World ausgetragen. Im Topf sind Titelverteidiger THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt, der MT Melsungen und der HSV Hamburg.