Der 24 Jahre alte kroatische Rückraumspieler Domagoj Duvnjak spielt bei den HSV-Handballern die Hauptrolle - meistens sogar ohne Pause.

Hamburg. Gewöhnlich loben Trainer Einstellung und Mannschaftsgeist, selten einzelne Spieler. Bei Domagoj Duvnjak gerät Martin Schwalb jedoch ins Schwärmen: "Wenn ich mir einen Handballprofi malen dürfte, dann sähe er so aus wie 'Dule'." Auch heute Abend, im Champions-League-Gruppenspiel gegen den spanischen Tabellenfünften Ademar León (20 Uhr, Sporthalle Hamburg/Eurosport live), wird der 24 Jahre alte Kroate wieder die Hauptrolle beim HSV Hamburg übernehmen; wohl auf Halblinks, weil das Stammpersonal der Hamburger auf dieser Position schwächelt. Blazenko Lackovic kuriert seinen gebrochenen Zeigefinger aus, Kapitän Pascal Hens muss wegen einer Sehnenreizung in der Fußsohle sportlich kürzertreten.

Duvnjak dagegen ist unverwüstlich. "Ich bin gesund, fühle mich stark und habe riesige Lust aufs Handballspielen", sagt er. Die kann er im Moment bis zur Neige auskosten. Fast die gesamten 60 Spielminuten lässt Schwalb seinen gelernten Mittelmann auf dem Feld, nicht nur mangels Alternativen. Auf Duvnjak kann das Team derzeit weder in Abwehr noch Angriff verzichten. In den Champions-League-Spielen gegen Flensburg lief er auch noch Tempogegenstöße, was nicht gerade die Hauptaufgabe eines Spielmachers ist.

"Ich hatte vor den Olympischen Spielen eine sehr gute Vorbereitung mit der Nationalmannschaft. Davon profitiere ich bis heute", sagt Duvnjak. In London gewann er mit Kroatien im August die Bronzemedaille und wurde als Topscorer (Tore und Anspiele) des olympischen Turniers ausgezeichnet. Der HSV bemüht sich schon jetzt, den 2014 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Vor drei Jahren hatten die Hamburger eine Million Euro Ablöse gezahlt, um Duvnjak aus Zagreb zu holen. Jeder Cent dieser Investition habe sich gelohnt, sagt Schwalb. Duvnjak scheint nicht abgeneigt, sein Engagement beim HSV fortzusetzen: "Ich fühle mich in diesem Verein und der Stadt sehr wohl." Ihm glaubt man diese Floskel sogar.

Was der Trainer an seinem besten Mann schätzt, ist neben dessen Können die Einstellung. "'Dule' ist ein Musterprofi. Den muss ich abends nicht anrufen, ob er zu Hause ist. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit, wie ein Leistungssportler zu leben." Nicht alle im Team, das sagt Schwalb indes nicht, zeichnet diese Haltung aus. "Bei allem Erfolg ist 'Dule' bescheiden und bodenständig geblieben", sagt der Trainer stattdessen. Und er habe noch Potenzial. Vor allem am Oberkörper könne er zulegen. Domagoj Duvnjak, der als Talent zum HSV kam, sei bereits heute einer der besten Handballspieler der Welt. Und bald, glaubt Schwalb, wird er der Beste sein.