Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Geld, oder besser gesagt fehlendes Geld bleibt im Spitzensport der beste Zuchtmeister. Der Nachwuchs wird meistens erst dann gezielt gefördert, wenn es an Mitteln mangelt. Die Handballer des HSV haben nun offenbar diesen Weg beschritten, indem sie das erste Mal in ihrer zehnjährigen Geschichte vor allem junge Talente mit Perspektive verpflichteten. Vielleicht bedurfte es wirklich des Teilrückzugs ihres Impresarios, Sponsors, Mäzens, Gesellschafters und ehemaligen Präsidenten Andreas Rudolph, um das Denken aus dem Hier und Jetzt in die Zukunft zu richten. Geld kann nicht nur den Charakter verderben, es versaut manchmal auch die sportlichen Strukturen.

Es war nicht nur die Not, die den Deutschen Meister des Jahres 2011 zur Umkehr ermutigte. Mit rund acht Millionen Euro verfügt der Klub schließlich weiter über einen stattlichen Handball-Etat, wahrscheinlich nach dem THW Kiel über den zweitgrößten der Bundesliga. Vielmehr dürfte die Geschäftsführung die Einsicht geleitet haben, dass Erfolg bei künftig unsichereren Einkommensverhältnissen auf Dauer nicht käuflich, sondern eher trainierbar sei.

Es ist zudem der richtige Zeitpunkt, neue Akzente zu setzen. Die vergangene Saison mit Platz vier in der Bundesliga war für Fans und Sponsoren enttäuschend, der Kredit aber, den die HSV-Handballer in Hamburg genießen, ist fast unvermindert hoch. Niemand erwartet in der nächsten Spielzeit große Titel, doch die Perspektive stimmt wieder. Der HSV hatte zuletzt die älteste Mannschaft der Liga. Jetzt hat er eine, die mittelfristig an alte Erfolge anknüpfen kann.