Ein Kommentar von Achim Leoni

An der Entlassung von Per Carlén als Trainer der HSV-Handballer ist, wenn überhaupt, nur eines überraschend: dass man damit nicht noch bis zum Saisonende gewartet hat. Offenbar traute die Vereinsführung des deutschen Meisters dem Schweden nicht einmal mehr zu, das Minimalziel Platz drei, die Qualifikation zur Champions League, zu erreichen. Letztlich ist Carlén den enorm hohen Ansprüchen zum Opfer gefallen.

Es hätte wohl nicht so weit kommen müssen. Um Carléns Scheitern nachzuzeichnen, reicht es im Grunde, den Linien im Organigramm des Vereins zu folgen. Der Schwede hat als Trainer keine nennenswerten Erfolge aufzuweisen. Sein Vorgänger Martin Schwalb, der den HSV in der vergangenen Saison zur deutschen Meisterschaft geführt hatte, wurde ihm als Präsident und Geschäftsführer vorgesetzt. Schwalbs Schatten begleitete den Nachfolger gewissermaßen bei jedem Schritt, den er als Trainer tat. Noch vor Amtsantritt wurde Carlén zudem jeder Spielraum genommen, die Mannschaft nach seinen eigenen Vorstellungen umzubauen. Das konnte schlichtweg nicht gut gehen.

Wer auch immer die Nachfolge antritt: In dieser Konstellation kann es nur ein Trainer sein, dessen Ansehen so hoch ist, dass erst gar nicht der Gedanke aufkommt, ob der Präsident nicht vielleicht doch die bessere Besetzung wäre. Die Rufe nach Schwalb waren zuletzt unüberhörbar. Zumindest als Übergangslösung böte sich seine Rückkehr an. Eine lange Eingewöhnungszeit für den Nachfolger kann sich der HSV nicht mehr leisten.