Mit der Rückkehr Marcin Lijewskis nach zweimonatiger Pause schöpfen die HSV-Handballer im Titelkampf wieder Mut.

Hamburg. Das freie Wochenende hat Marcin Lijewski in seiner polnischen Heimat verbracht. So bald wird er schließlich nicht mehr Gelegenheit haben, seine Familie zu besuchen. Für die HSV-Handballer beginnen an diesem Donnerstag mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen den TV Großwallstadt (20.15 Uhr, O2 World/live bei Sport1.de) anstrengende Wochen. Elf Partien stehen bis 21. Dezember auf dem Spielplan des deutschen Meisters. Aber die schwierigste Phase der Saison, so scheint es, hat der HSV überwunden. So wie Lijewski auch.

Zu Saisonbeginn war er der einzige Linkshänder, der Trainer Per Carlén zur Verfügung stand. Fit war er schon damals nicht. Und als eine Operation am lädierten Sprunggelenk unvermeidlich wurde, hatte der HSV bereits drei der ersten vier Pflichtspiele verloren, weil der Angriff zu angreifbar war. "Wir hatten viele Probleme und einen schwierigen Spielplan", erinnert sich Lijewski. Doch seither hat der HSV 13-mal hintereinander gewonnen und Renato Vugrinec für den rechten Rückraum verpflichtet. Die Planstelle auf der Lijewski-Position war vakant, nachdem Oscar Carlén sein Debüt wegen eines erneuten Kreuzbandrisses auf nächste Saison hatte verschieben müssen.

Mit Lijewskis Rückkehr will der deutsche Meister nach Wochen der Defensive endlich zum Angriff übergehen. Der Pole verspürte vergangene Woche in den Testspielen beim Zweitligisten Bad Schwartau (29:28) und beim Wolfsburger Oberligisten Vorsfelde (43:25) noch Schmerzen im operierten Knöchel: "Es war nicht so, wie ich gehofft hatte." Aber das beunruhigt Per Carlén diesmal nicht übermäßig: "Nach einer Operation und einer so langen Pause ist das normal", sagt der Trainer.

Lijewski würde Carléns taktisches Repertoire um eine Variante bereichern: Tore von halbrechts aus zehn Metern, ohne besondere Vorbereitung, aus dem Nichts. Denn obschon Carlén Vugrinec "Superarbeit" bescheinigt: Lijewskis Wurfkraft vermochte der Slowene nicht zu ersetzen. Sie macht den Polen auch im reifen Handballalter von 34 Jahren zu einem der begehrtesten Spieler weltweit - und zum Hoffnungsträger des HSV-Projekts Titelverteidigung. "Wenn wir alle Spiele gewinnen, können wir Kiel noch abfangen", glaubt Lijewski. Das sei zwar ein ehrgeiziges Ziel, aber kein völlig illusorisches.

Noch kann der HSV den Rückstand von vier Punkten aus eigener Kraft aufholen. Zumal dem THW nun ein ähnliches Schicksal droht, wie es den HSV zu Saisonbeginn getroffen hat. Den zwölften Sieg im zwölften Saisonspiel, 35:26 gegen Lemgo, hat der Rekordmeister teuer bezahlt. Kapitän Marcus Ahlm verletzte sich bei einem Zusammenprall am Knie. Der Verdacht auf Kreuzbandriss erhärtete sich zwar nicht. Trotzdem wird befürchtet, dass der Kreisläufer länger ausfällt. Und Spielmacher Aron Palmarsson verspürte ein mysteriöses Knacken in der Schulter.

Beim HSV ist der Krankenstand rückläufig. Spielmacher Michael Kraus soll am Donnerstag seinen Saisoneinstand geben. Blazenko Lackovic will nach einer Zerrung heute wieder das Training aufnehmen. Und Lijewskis Einsatz stehen trotz der Schmerzen keine ärztlichen Bedenken entgegen.

Noch vor Weihnachten will der HSV mit ihm Gespräche über eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrages aufnehmen. Lijewski hat in der Vergangenheit des Öfteren mit einer Rückkehr nach Polen kokettiert. Als Ersatz hat der HSV seit Längerem Adrian Pfahl, 29, ins Auge gefasst. Der Vertrag des Nationalspielers beim VfL Gummersbach ist noch bis 2013 gültig.

An der Ablöse würde eine vorzeitige Verpflichtung kaum scheitern. Eher schon könnte ein Mitbewerber den Transfer verhindern. Auch die Füchse Berlin sind auf der Suche nach Ersatz für Alexander Petersson offenbar an Pfahl herangetreten. Nach Abendblatt-Informationen würde der Umworbene derzeit Hamburg den Vorzug geben.