Ein Kommentar von Achim Leoni

Nur eine schmale Tür trennt die Geschäftsstelle des HSV Hamburg von der vereinseigenen Trainingshalle. Die kurzen Wege gelten in der Branche als vorbildhaft, sie mögen einiges zum Gemeinsinn beim deutschen Handballmeister beigetragen haben. Wann immer es in der Mannschaft ein Anliegen gibt: Ein paar Schritte, und schon ist man am Schreibtisch von Martin Schwalb, dem Präsidenten und Geschäftsführer. Bis Juni hat Schwalb noch als Trainer auf der anderen Seite der schmalen Tür gewirkt. Auch diese Art Karrieresprung ist selten anzutreffen im deutschen Profisport. Beim HSV sind sie stolz darauf, spricht es doch für die Verbundenheit des Personals mit dem Klub und umgekehrt.

Nun, da die Mission Titelverteidigung schon nach drei Spieltagen zu scheitern droht, könnte die Konstruktion zum Problem werden. Schwalb selbst mag mit seiner Trainerkarriere abgeschlossen haben, und bisher hat er der Versuchung widerstanden, seinem Nachfolger Per Carlén bei der Arbeit reinzureden. Bei anhaltender Erfolglosigkeit aber könnten die Stimmen im HSV lauter werden, die sich den Vorgänger zurückwünschen. Eine solche Lösung läge verblüffend nahe.

Schlechter als diesmal ist der HSV nur vor sechs Jahren in eine Saison gestartet. Der damalige Trainer Christian Fitzek musste nach neun Spieltagen sein Amt an Schwalb abgeben. Erste, feine Risse zwischen Mannschafts- und Vereinsführung sind bereits auszumachen. Man möchte Carlén wünschen, dass aus der Nähe für ihn nicht bald Bedrängnis wird.