Eine Gratulation von Rainer Grünberg

Wer nach dem Ausrutscher des THW Kiel in die ernsten Gesichter von HSV-Spielern und -Trainern blickte, der muss sich eigentlich keine Gedanken mehr machen, ob die Hamburger Handballer am 5. Juni auf dem Rathausbalkon stehen und die Meisterschale in die Höhe recken werden. Da hat ein Team längst begriffen, das es ein Stück Hamburger Sportgeschichte schreiben kann. Es ist gerade diese Seriosität, mit der sich die Männer um die Kapitäne Guillaume Gille und Pascal Hens den Titel verdienen können - bei allem Respekt vor der Klasse des Verfolgers Kiel, des Champions-League-Siegers.

Meister werden ist schon schwer, das hatte der Handball-Sport-Verein Hamburg in der vergangenen Saison erfahren, als die Kieler ihm quasi mit dem letzten Wurf den Titel entrissen. Dass das Team aus diesem Rückschlag gestärkt herauslief, jetzt die beste Saison der neunjährigen Vereinshistorie spielt, spricht für seinen Charakter und die Besonnenheit des Umfelds. Das suchte den Erfolg in Kontinuität und nicht im hektischen Auswechseln von Spielern und Trainern.

Auch ohne Meistertitel haben die HSV-Handballer bereits Spuren hinterlassen. Sie haben ihren Sport in der Stadt nach 26 Jahren Diaspora wieder etabliert, sie haben neue Bevölkerungsschichten und Unternehmen für ihr Hand-Werk begeistert. Vergessen werden sollte dabei nicht, dass erst der Bau einer modernen Mehrzweckhalle am Volkspark diese Erfolge möglich machte. Im Gegensatz zum Eishockeyteam der Freezers hat der HSV diese Vorlage aufgefangen. Jetzt muss er sie noch zum Triumph verwandeln. Diese Mannschaft wird es schaffen.