Behörde hegt gegen HSV-Werbung für Wettanbieter Bedenken

Hamburg. Einen sechsstelligen Betrag wird der europäische Handballverband EHF wohl auch in diesem Frühjahr wieder nach Kiel überweisen. Der THW ist als Gruppensieger auf einem guten Weg, zum fünften Mal hintereinander das Champions-League-Finale zu erreichen und dafür eine satte Prämie zu kassieren. Diesmal allerdings könnte es einen zweiten Zahlungsvorgang geben. Die Stadt Kiel hat gegen die EHF einen Bußgeldbescheid über 262 500 Euro verhängt. Grund: Der Verband hatte trotz Verwarnung durch das schleswig-holsteinische Innenministerium bei Heimspielen des THW für den privaten Wettanbieter Bet-at-home.com geworben.

Die Behörden berufen sich auf den Glücksspielstaatsvertrag, der Online-Glücksspiele und Werbung hierfür untersagt. Weil Bet-at-home.com auf der Homepage der Champions League präsent ist, sind zudem in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen Verfahren anhängig. In einem weiteren geht das Land Schleswig-Holstein gegen Banden- und Spielfeldwerbung in Kiel und Flensburg vor.

In Hamburg hat die EHF eine Konfrontation mit den Behörden vermieden und bei den Heimspielen des HSV auf Werbung für ihren Geldgeber verzichtet - bisher. Doch am Sonntag im letzten Gruppenspiel gegen Kolding war plötzlich der Schriftzug von Bet-at-home.com in der Sporthalle Hamburg großflächig vertreten.

Der zuständigen Innenbehörde ist der Vorgang bekannt, wie Sprecher Frank Reschreiter versichert: "Wir stehen im Dialog mit den Verantwortlichen, bewegen uns aber in einer rechtlichen Grauzone." 2009 hatte die Behörde den Veranstaltern des Tennisturniers am Rothenbaum untersagt, für Bet-at-home.com als Hauptsponsor zu werben. Das Verwaltungsgericht bestätigte später diese Entscheidung.

Allerdings erklärte der Europäische Gerichtshof im vergangenen September das staatliche Glücksspielmonopol in Deutschland für unzulässig. Dessen erklärtes Ziel, der Verbraucherschutz, werde durch die massive Werbung unterwandert. Die EHF wähnt sich deshalb im Recht, auch im wichtigen deutschen Markt mit Bet-at-home.com in Erscheinung zu treten. "Unsere Position haben wir den Behörden auch klargemacht", sagt Peter Vargo, Geschäftsführer der EHF Marketing, die Europas Eliteliga vermarktet.

In Hamburgs Innenbehörde wird laut Reschreiter "nach wie vor davon ausgegangen, dass das Werbeverbot noch gilt". Ein Bußgeld werde aber nicht erwogen. Bereits zu Saisonbeginn hatte die Glücksspielaufsicht dem HSV ihre Bedenken schriftlich mitgeteilt.

"Wir haben zur Rechtslage eine andere Auffassung", sagt HSV-Prokurist Christoph Wendt. Bet-at-home.com zählt beim Bundesliga-Tabellenführer wie in Flensburg zu den wichtigsten Sponsoren und wird auch bei den Punktspielen in der O2 World plakatiert.

Wendt setzt darauf, dass die Haltung des Klubs nicht angefochten wird - zumindest bis zu einer eindeutigen rechtlichen Regelung: "Der Klärungsbedarf ist groß." Bis Ende des Jahres müssen die Länder einen neuen Staatsvertrag ausgehandelt haben.