Nach 21 Siegen in der Bundesliga hintereinander müssen sich Hamburgs Handballer mit einem 30:30 begnügen. Vier Punkte Vorsprung bleiben

Lübbecke. Nächster Rückschlag für die HSV-Handballer: Nur zwei Tage nach der 27:28-Niederlage gegen Montpellier in der Champions League musste der Tabellenführer der Bundesliga im Spiel beim TuS N-Lübbecke mit einem 30:30-(14:15-)Unentschieden zufrieden sein. Es war für die Hamburger nach 21 Siegen in Serie der erste Punktverlust seit der Auftaktniederlage in Göppingen. Damit reduziert sich der Vorsprung auf Titelverteidiger THW Kiel auf vier Punkte bei allerdings schlechterer Tordifferenz.

Vor dem Anpfiff trug Trainer Martin Schwalb noch ein Lächeln auf den Lippen, als er warnte: "Wir dürfen nicht wieder uns am Anfang einlullen lassen, sondern müssen körperlich sofort präsent sein." Die Fernsehzuschauer hatten verstanden, seine Spieler offenbar nicht. Nach zehn Minuten hatten sie erst ein Tor für sich zu Buche stehen und konnten sich nicht zum letzten Mal in diesem Spiel bei Johannes Bitter bedanken, dass sich der Schaden beim Stand von 1:2 in Grenzen hielt. Der Torhüter parierte allein in der ersten Halbzeit elf teils freie Würfe und war trotzdem außer sich vor Wut, als seine Vorderleute zweimal einen Abpraller durchkullern ließen. Wohl auch ein Ausweis der Müdigkeit, die für die viel beschäftigten Hamburger Profis zum treuen Begleiter geworden ist.

Denn natürlich war der HSV mit allen Spielern, aber längst nicht im Vollbesitz der Kräfte nach Lübbecke gereist. Kapitän Guillaume Gille ist noch nicht 60 Minuten belastbar, Krzysztof Lijewski fehlt es an Wurfkraft, und der ebenfalls an der Schulter lädierte Blazenko Lackovic kam Mitte der zweiten Halbzeit auch nur deshalb zu seinem ersten Einsatz in diesem Jahr, weil sich Pascal Hens zuvor am Rücken verletzt hatte. Hinzu kam, dass sich bei Spielmacher Domagoj Duvnjak nach einer Viertelstunde Oberschenkelprobleme bemerkbar machten.

Man muss also allemal mildernde Umstände geltend machen bei der ungewöhnlich hohen Zahl an technischen Fehlern im Spiel des Tabellenführers. Zumal die Konzentration immer wieder nach oben ausschlug. So in der Phase zwischen der 23. und 26. Minute, als die Gäste eine Überzahl zu drei Toren und einer 12:10-Führung nutzten.

Der beste Hamburger aber war - neben Bitter - ein ehemaliger: Arne Niemeyer schien dem HSV unbedingt nachweisen zu wollen, dass es ein Fehler war, ihn 2009 nach nur einem Jahr nach Lübbecke ziehen zu lassen. Er traf fast nach Belieben aus dem linken Rückraum. Die 15:14-Führung zur Pause war ein folgerichtiges Ergebnis.

So schlecht die Hamburger ins Spiel gestartet waren, so stark begannen sie die zweite Halbzeit. Nach nur sechs Minuten führten sie mit 20:16, und die Dinge schienen ihren erwarteten Gang zu nehmen, zumal Bitter weiter glänzend hielt.

Doch es kam anders: Lübbecke kam wieder auf, das Publikum auch. Und 14 Minuten vor dem Ende war die Partie beim 24:24 auch dem Spielstand nach wieder ausgeglichen. Wieder waren es die Lübbecker, die nun die einfachen Gegenstoßtore machten. Als Tomasz Tluczynski zum 28:27 traf, schien sich eine Überraschung anzubahnen (55.). 50 Sekunden vor Schluss hatte Duvnjak die Chance zur 31:30-Führung, vergab jedoch frei vom Kreis. Im Gegenzug hatte Frank Löke das Siegtor für Lübbecke in der Hand, scheiterte jedoch an Bitter. So hielt sich der Schaden zumindest in Grenzen. In der Champions League beim schwedischen Meister Sävehof dürfte der HSV am Sonnabend (16.20 Uhr/Eurosport) etwas leichteres Spiel haben.

Tore, Lübbecke: Niemeyer 8, Tluczynski 8 (4 Siebenmeter), D. Svensson 5, K. Svensson 2, Löke 2, Siodmiak 2, Verjans 1, Gustafsson 1, Hansen 1; Hamburg: Vori 7, M. Lijewski 6, Lindberg 5 (3), Hens 4, Kraus 2, Duvnjak 2, Jansen 1, Lackovic 1, Flohr 1, G. Gille 1. Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Teutschenthal/Landsberg). Zuschauer: 3300. Zeitstrafen: 6; 4.