Es mag Zufall gewesen sein, dass die HSV-Handballer gestern die Verpflichtung von Oscar Carlén und die Kündigung des sportlichen Leiters Christian Fitzek zeitgleich verkündeten. Doch hängen diese Entscheidungen enger miteinander zusammen, als es auf den ersten Blick scheint. Beide sind ein klares Bekenntnis gegen Nachwuchsarbeit.

Carlén ist trotz seiner jungen Jahre längst kein Talent mehr, sondern ein Weltklassemann auf entsprechender Gehaltsstufe. Fitzek hat dem HSV, gegen den anfänglichen Widerstand der Führung, einen Unterbau aus ambitionierten Jugendteams gezimmert. Sein Zehn-plus-vier-Konzept aber, den Profikader nach und nach mit Nachwuchsspielern aufzufüllen, wurde durch eine Flut langfristiger Verträge mit etablierten Stars ad absurdum geführt. Insofern ist Fitzeks Kündigung am ersten Weihnachtstag zwar an Stillosigkeit schwer zu überbieten, aber nur konsequent.

Martin Schwalb wird künftig als Geschäftsführer wohl einen Teil seiner Aufgaben übernehmen. Als HSV-Trainer hat er es in fünf Jahren nicht verstanden, einen Nachwuchsspieler auch nur in die Nähe der Profimannschaft zu führen. Für die Zukunft hat er soeben verkündet, weitere Topstars verpflichten zu wollen. Diese Personalpolitik führt den HSV derzeit auf den Weg zur Meisterschaft, nachhaltig ist sie allerdings nicht. Und sie wird nur umzusetzen sein, wenn der scheidende Präsident und Geschäftsführer Andreas Rudolph weiter aus seinem Millionenvermögen zuschießt. Das Schicksal des HSV dürfte noch lange von ihm abhängen.