Die Handballer begehren gegen die Ansetzung des HSV-Spiels gegen Göppingen am Sonnabend auf. Die Bundesliga hält den Termin für zumutbar.

Hamburg. Seine Familie hat Christian Schöne für Weihnachten ausgeladen. Statt zu Hause im Schwäbischen werden seine Frau und sein einjähriger Sohn die Feiertage bei den Schwiegereltern in Sachsen-Anhalt verbringen. "Dann hat der Kleine wenigstens etwas davon", sagt der Handballnationalspieler, "ich bin ja sowieso nicht da." Für Schöne, 29, fällt das Fest in diesem Jahr aus. Er muss mit Frisch Auf Göppingen am Sonnabend beim HSV Hamburg antreten (19 Uhr, O2 World/Sport1). Es ist das erste Mal, dass ein Spiel der Bundesliga am ersten Weihnachtstag stattfindet.

"Die Ansetzung ist eine Frechheit", empört sich Schöne, "aber uns Profis sind die Hände gebunden." Er wird also wohl oder übel an Heiligabend mit der Mannschaft trainieren, am Sonnabendvormittag in Stuttgart eine Maschine nach Hamburg besteigen und irgendwann am Sonntagnachmittag wieder zu Hause eintreffen. "Und dann ist Weihnachten auch schon vorbei."

Die Vorfreude auf den Rückrundenauftakt ist auch beim Tabellenführer HSV sehr gedämpft. "Dieser Termin macht die Weihnachtsstimmung kaputt", klagt Guillaume Gille. Der Kapitän hat notgedrungen mit der französischen Tradition gebrochen und Familienfeier nebst Bescherung auf Heiligabend vorverlegt. Dass das Menü sportgerecht ist, versteht sich von selbst.

"An Weihnachten zu spielen ist alles andere als perfekt, aber es ist auch nicht unzumutbar", wehrt sich Bundesliga-Geschäftsführer Frank Bohmann. Und auch Hamburgs sportlicher Leiter Christian Fitzek zieht einen Vergleich zu anderen Branchen: "Ärzte und Busfahrer müssen auch arbeiten." Da die Arena am eigentlich vorgesehenen zweiten Weihnachtstag von den Hamburg Freezers belegt wird, sei man zum Improvisieren gezwungen gewesen. Und ein anderer Termin als der 25. Dezember sei nicht zu finden gewesen.

Das wiederum mag Frisch-Auf-Manager Gerd Hofele nicht wahrhaben: "Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, aber der HSV hat alle von uns angebotenen Ausweichtermine abgelehnt." Die Hamburger hätten im Gegenzug nur den 27. Dezember vorgeschlagen. Das aber würde die Vorbereitung der Göppinger auf das Heimspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen am 29. zu stark beeinträchtigen. Was Hofele empört, ist, dass der Weihnachtstag nicht von vornherein im Rahmenterminplan ausgeschlossen wurde: "Das betrifft ja nicht nur die Profis, sondern auch die ehrenamtlichen Helfer und die Dauerkarteninhaber. Die Bundesliga überschreitet mit diesem Termin die Grenzen der Kommerzialisierung."

Das ganz große Weihnachtsgeschäft dürfte für den HSV ohnehin ausbleiben. Der Vorverkauf lief mit 10 200 Eintrittskarten verhalten, wenn man bedenkt, dass die Göppinger als bislang einzige Mannschaft den HSV in der laufenden Bundesligaspielzeit besiegen konnten. "Ich möchte meinen kleinen Kinderaugen nicht erklären, dass Handball wichtiger zu sein scheint, weil dem nicht so ist", begründet Anhänger "Andreas" im Internetforum sein Fernbleiben. Lutz Hauser, Vorsitzender des Fanklubs Störtebeker, will zwar kommen. "Aber für Menschen mit Familie ist so ein Termin unglücklich."

HSV-Prokurist Christoph Wendt wäre gern auf den 27. Dezember ausgewichen: "Das wäre, obwohl ein Montag, auch finanziell ein besserer Termin gewesen." Dem Ansinnen des übertragenden Senders Sport1 immerhin, das Spiel bereits um 18 Uhr beginnen zu lassen, habe man sich entzogen. Das Fernsehen habe bei der Ansetzung aber keine Rolle gespielt, versichert Ligachef Bohmann.

Dass sich das Dilemma im nächsten Jahr wiederholt, kann er nicht ausschließen. Weil im Januar mit der Weltmeisterschaft wie jedes Jahr ein großes internationales Turnier ansteht, fehlten den Vereinen sechs zuschauerträchtige Wochen. Deshalb seien Spiele zwischen den Jahren unverzichtbar.

Die ursprüngliche Idee der Liga, auch am 1. oder 2. Januar Partien anzusetzen, war durch den ungewöhnlich frühen WM-Beginn am 13. Januar hinfällig geworden: Der Spielbetrieb muss laut Statuten spätestens 14 Tage vor Turnierbeginn eingestellt werden. Der Neujahrswunsch sei allerdings auch für künftige Jahre verworfen worden, nachdem sich bei Profis quer durch alle Klubs Widerstand formiert hatte. "Wir wollen uns nicht gegen die Spieler stellen", sagt Bohmann, "ich stelle mich gern der Diskussion."

Blazenko Lackovic wüsste sicher einiges vorzutragen. Der HSV-Profi wird das Weihnachtsfest erstmals nicht in seiner kroatischen Heimat feiern können. "Das ist für mich nicht einfach, denn ich bin ein gläubiger Mensch", sagt Lackovic. Er ist in diesem Jahr doppelt gestraft: Der Spieltag ist gleichzeitig sein 30. Geburtstag.