Hamburgs Handballer sichern sich mit 29:27 beim TBV Lemgo die Herbstmeisterschaft, Kiel verliert den Anschluss

Halle (Westfalen). Als die Schlusssirene ertönte im Haller Gerry-Weber-Stadion, hielt es Andreas Rudolph nicht mehr hinter der Bande. Glückselig eilte der Präsident des HSV Hamburg aufs Parkett und setzte jeden Einzelnen seiner Spieler darüber in Kenntnis, dass ihr soeben besiegelter 29:27-(18:13-)Sieg beim TBV Lemgo mehr wert war als nur zwei Punkte. Denn wenige Sekunden zuvor hatte Rudolph erfahren, dass der THW Kiel, den die meisten noch immer für den natürlichen Konkurrenten um die Meisterschaft halten, gegen den VfL Gummersbach nicht über ein 26:26-Unentschieden hinausgekommen war.

Fünf Punkte beträgt der Vorsprung des Tabellenführers Hamburg auf den Titelverteidiger nun, die Halbzeitmeisterschaft kann auch der nächste Gegner Balingen-Weilstetten am letzten Spieltag der Hinrunde (Mittwoch, 20.15 Uhr, O2 World Hamburg) nicht mehr gefährden. "Aber wir fangen deshalb nicht an zu träumen", mahnte HSV-Kapitän Pascal Hens.

Wie schnell ein klarer Vorsprung im Handball verspielt ist, dafür hatte ja auch die gestrige Partie Anschauungsmaterial genug geliefert. 19 Minuten vor dem Ende führte der HSV bereits mit 25:16, aber am Ende konnte sich Trainer Martin Schwalb wie so oft bei Marcin Lijewski und Torwart Johannes Bitter bedanken, dass die schöne Serie von nun 15 Bundesligasiegen hielt.

"Man muss uns zugutehalten, dass wir den Kopf oben gehalten haben", sagte Bitter, "dieser Sieg ist unheimlich viel wert." Lange Zeit waren er und seine bestens aufgestellte Abwehr ein schier unüberwindbares Hindernis für die Lemgoer gewesen, was vor allem der in elf Versuchen unfehlbare Hans Lindberg zu Gegenstoßtoren zu nutzen wusste.

Doch dann zeigte sich auch Bitters Lemgoer Nationalmannschaftskollege Carsten Lichtlein in Paradeform, und beim Stand von 26:27 (54.) drohte dem HSV fünf Tage nach dem Pokal-Aus von Berlin der nächste Rückschlag. Zumal Kapitän Guillaume Gille kurz zuvor die Spielmacherposition wegen Knieproblemen abgegeben hatte.

Ilyes hatte die Chance zum Ausgleich für den TBV, scheiterte aber zweimal an Bitter. Auch Strobel, Liniger, Smoler und Theuerkauf, Letzterer von der Siebenmeterlinie, fanden keinen Weg mehr am Nationaltorhüter vorbei. Lijewski, obschon früh am Sprunggelenk lädiert, und Torsten Jansen setzten auf der Gegenseite schließlich den aufkeimenden Lemgoer Hoffnungen ein Ende.

"Das Spiel hat gezeigt, wie torwartlastig der Handball ist", bilanzierte Hamburgs sportlicher Leiter Christian Fitzek. Offenbar sieht der HSV auf dieser Schlüsselposition noch Handlungsbedarf. Laut schwedischen Medien wird Dan Beutler in der kommenden Saison den Platz seines Landsmanns Per Sandström einnehmen. Beutler, 33, nahm vergangene Woche eine Ausstiegsoption aus seinem bis 2012 laufenden Vertrag mit der SG Flensburg-Handewitt wahr und kündigte seinen Wechsel zum HSV an, wo er 20 000 Euro netto verdienen soll.

Sandström, 29, ist zwar vertraglich bis 2012 in Hamburg gebunden, an ihm soll allerdings der FC Barcelona interessiert sein. Flensburgs neue Nummer eins könnte Großwallstadts Mattias Andersson, 32, sein, der wie Beutler und Sandström im schwedischen Aufgebot für die Heim-WM im Januar steht.

Beutler wäre nach Oscar Carlén und dessen Vater Per, der als Trainer kommen soll, der dritte HSV-Zugang aus Flensburg. Eine offizielle Bestätigung steht aus.

Tore, Lemgo: Kehrmann 8, Theuerkauf 4 (3 Siebenmeter), Ilyes 3, Datukaschwili 2, Hermann 2, Liniger 2, Preiß 2, Smoler 2, Strobel 2; Hamburg: Lindberg 11 (3), M. Lijewski 7, Jansen 4, Hens 2, Kraus 2, B. Gille 1, Duvnjak 1, Lackovic 1. Schiedsrichter: Geipel/Helbig (Teutschenthal/Landsberg). Zuschauer: 8300. Zeitstrafen: 1; 1.