Ein Kommentar von Achim Leoni

Ein kleiner Schritt für einen Menschen kann im Handball ein großer für einen Sieg sein. Oft ist er mit Anstrengung, manchmal sogar mit Schmerzen verbunden. Der HSV Handball ist ihn in dieser Spielzeit immer wieder gegangen und so bis an die Spitze der Bundesliga gekommen. Bei der Pokalniederlage in Berlin am Dienstag mag er ihn gescheut haben, was Trainer Martin Schwalb verständlicherweise verdrossen hat.

Man möchte dem Verein allerdings empfehlen, die Fassung zu wahren. Er ist nicht gegen irgendeine Mannschaft ausgeschieden, sondern beim zu Hause unbesiegten Tabellenzweiten der Bundesliga, der nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen hatte. Der HSV hat einen möglichen Titel verpasst, aber nicht das eigentliche Saisonziel. Das Wissen darum könnte manchen Spieler unbewusst davon abgehalten haben, den besagten letzten Schritt zu tun. Vielleicht hat er dabei an den THW Kiel gedacht, der in der vergangenen Saison im Pokal grandios scheiterte und dann Meisterschaft und Champions League gewann.

Es wäre allerdings arglos zu glauben, der Tabellenführer der Bundesliga könne die eingesparte Energie nun in die Wettbewerbe investieren, die ihm verblieben sind. Bis zu drei Spiele weniger mögen in dem mörderischen Terminplan des Profihandballs für ein wenig Entlastung sorgen. Aber ein möglicher Pokalsieg hätte eher Kräfte freigesetzt als gekostet. Der Druck auf den HSV ist am Dienstag ein beträchtliches Stück größer geworden. Man darf gespannt sein, wie er damit fertig wird. Die Schrittlänge wird von nun an jedenfalls sehr genau vermessen werden.