Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Es sind äußerlich dieselben drei großen Buchstaben, der Inhalt jedoch unterscheidet sich derzeit gravierend. Was die Handballer des HSV verkörpern, und zum Beweis hätte es nicht des Thrillers gegen den THW Kiel bedurft, lassen die Fußballer mit der Raute allzu oft vermissen, wie zuletzt beim 0:2 in Dortmund: Leidenschaft, Herz, Wille, Einsatzbereitschaft, und die bis zur letzten Sekunde. Das sind auf höchstem Niveau alles Sekundärtugenden, ohne diese Eigenschaften aber ist sportlicher Erfolg auf Dauer nicht leistbar. Engagement bis zum letzten Schweißtropfen sollte für einen von Zuschauern, Fernsehen und Sponsoren bezahlten Athleten selbstverständlich sein, eine Art moralischer Imperativ seines Berufsstandes.

Dass die Einstellung der HSV-Handballer über jeden Verdacht erhaben ist, die der Fußballer offenbar nicht, könnte den Strukturen beider Mannschaften geschuldet sein. Die einen, die Handballer, habe eine, die anderen, die Fußballer, nicht. Funktionieren Gruppen, sind sie in der Lage, Störungen im Miteinander untereinander zu regeln und auf jedes Mitglied diesen kollektiven Zwang auszuüben, der jeden Einzelnen animiert, letztlich mehr zu leisten, als er gewillt ist. Die Formel "eins plus eins gleich drei" scheint in dieser Saison uneingeschränkt jedoch nur für die Handballer zu gelten.

Mannschaftsgeist kann nicht verordnet, er kann nur gelebt werden. Wer als sportliche Führung eines Vereins bei der Auswahl seines Teams nicht über Jahre penibel darauf achtet, dass auch zusammenwachsen kann, was zusammengehören muss, den bestraft die Tabelle. Die HSV-Handballer sind Erster, die Fußballer Neunter. Zufall ist das nicht.