Ein Kommentar von Achim Leoni

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glatt auf die Idee kommen, die HSV-Handballer versuchten derzeit, es allen recht zu machen. Die Skeptiker dürfen sich durch zwei Niederlagen in der Champions League binnen einer Woche in der Vermutung bestätigt sehen, dass die Mannschaft in dieser Saison - zum wievielten Mal eigentlich? - haarscharf an ihren Zielen vorbeiwerfen wird. Und wer an das Gute im HSV glaubt, kann mit Fug und Recht darauf verweisen, dass dank des gnädigen Modus im Grunde nichts verloren ist.

Die kritische Bestandsaufnahme hätte insofern schon noch Zeit bis zum Heimspiel gegen den Tabellenführer Füchse Berlin am Sonntag. Bisher jedenfalls scheint die Mannschaft keine nennenswerten Fortschritte gemacht zu haben. Die Zwischenbilanz ähnelt auf fast beängstigende Weise der vergangenen Saison, als die Hamburger zum vergleichbaren Zeitpunkt ebenfalls eine Niederlage in Göppingen zu Buche stehen hatten. Am Ende war Handball wieder dieses einfache Spiel, bei dem 14 Männer dem Ball hinterherrennen und am Ende immer die Kieler gewinnen.

So weit muss es nicht wieder kommen. Spielerische Defizite auszugleichen bliebe genügend Zeit. Wenn die Profis der vielleicht teuersten Mannschaft der Welt aber mangelnde Einstellung beklagen, scheint ein Systemfehler und kein Betriebsunfall vorzuliegen. Dies wird auch Präsident Andreas Rudolph ahnen. Verliert sein HSV am Sonntag auch in der Bundesliga ein zweites Mal, dürfte er nicht nur die Saisonziele austauschen.