Mithilfe des Trainers und mehrerer Topstars von Atlético Madrid wollen die HSV-Handballer offenbar die Dominanz des Branchenprimus brechen.

Hamburg. Martin Schwalbs Dementi klang energisch: Es gebe "im Moment keinen Kontakt" zu Talant Dujshebaev, ließ der Trainer und Präsident des HSV Hamburg am Freitag wissen. Der Sport-Informations-Dienst hatte ihn mit Berichten des Portals "zdfsport.de" und des Abendblatts konfrontiert, denen zufolge Dujshebaev ihn in der kommenden Saison als Trainer des deutschen Handballmeisters beerben und bis zu vier Profis von Atlético Madrid mitbringen werde. Schwalb kanzelte das als "Quatsch" ab: "Wir haben hier in Hamburg eine Mannschaft und sind keine Geld scheißenden Esel."

Etwas anderes ist zwar nie behauptet worden. Tatsache ist nach Abendblatt-Informationen aber auch, dass mit Dujshebaev bereits eine schriftliche Vereinbarung getroffen wurde, die binnen kürzester Zeit in einen gültigen Vertrag umgewandelt werden könnte. Dieser Rechtsakt dürfte allerdings nicht vollzogen werden, solange das Ende des Projekts Atlético nicht offiziell ist. Die Spieler des dreimaligen Champions-League-Siegers und fünfmaligen spanischen Meisters sind bereits darüber informiert worden, dass der Hauptstadtklub die erlesene Mannschaft in der nächsten Saison voraussichtlich nicht weiter finanzieren kann. Sie wurden allerdings gebeten, darüber noch einige Wochen Stillschweigen zu bewahren.

+++ Schwalb dementiert Gerüchte um Dujshebaev +++

+++ War das schon der Abschied von Bertrand Gille? +++

Das war wohl zu viel verlangt. Denn natürlich sehen sich die Profis längst nach neuen Arbeitsplätzen um. Drei Stars sollen offenbar ihrem Trainer zum HSV folgen: der schwedische Linksaußen Jonas Källman, der spanische Spielmacher Joan Cañellas und der mazedonische Halbrechte Kiril Lazarov. Auch die Verpflichtung von Torhüter Arpad Sterbik steht im Raum. Källman, 30, könnte Torsten Jansen, 35, ersetzen, dessen Vertrag ausläuft. Cañellas, 25, würde die Planstelle des zehn Jahre älteren Guillaume Gille einnehmen, der nach Chambéry zurückkehrt.

Lazarov, 31, könnte die Personalsorgen im rechten Rückraum lindern. Denn wann und ob Oscar Carlén nach zwei Kreuzbandrissen innerhalb eines Jahres für den HSV auflaufen kann, ist ungewiss. Für die Position war zur kommenden Saison ursprünglich Adrian Pfahl, 29, vom VfL Gummersbach eingeplant gewesen. Vergangene Woche dann nahm der deutsche Meister plötzlich von dem Vorhaben Abstand, den Nationalspieler aus seinem bis 2013 gültigen Vertrag herauszukaufen.

Die Kehrtwende nährte Spekulationen, dass Hauptgesellschafter Andreas Rudolph sein finanzielles Engagement beim HSV zurückfahren könnte. Der Medizinunternehmer schießt als Sponsor und Mäzen jährlich rund vier Millionen Euro zu. Nun strebt er aber offenbar den Generalangriff an: Mithilfe der namhaften Neueinkäufe aus Spanien soll die Dominanz des THW Kiel endlich gebrochen werden.

Eine Unwägbarkeit freilich bleibt. Infolge einer Betriebsprüfung beim HSV könnte Rudolph eine Steuernachzahlung in Millionenhöhe drohen. Wie aus Ligakreisen verlautet, hegen die Finanzbeamten Zweifel daran, dass seine Zuwendungen vor dem Fiskus geltend zu machen sind. Es ist nicht auszuschließen, dass Rudolph in diesem Fall der Spaß an seinem Hobby nach fast acht Jahren verginge.

Stefan Schröder steht dem HSV Hamburg im Spiel beim TV Großwallstadt am Sonnabend (19 Uhr/Sport1.de) nicht zur Verfügung. Der Rechtsaußen laboriert an einer Bänderdehnung.