Der deutsche Meister siegt gegen die Rhein-Neckar Löwen nach großem Kampf mit 28:24. Torhüter Dan Beutler überragend, Kraus wirft sechs Tore.

Hamburg. Was zu diesem Spiel zu sagen war, ertönte gleich nach der Schlusssirene aus den Lautsprechern: "Oh, wie ist das schön." Über diese Ansicht ließe sich vielleicht noch streiten. Aber dass man so etwas lange nicht mehr vom HSV Hamburg gesehen hatte, konnten auch die schärfsten Kritiker nicht abstreiten. Mit dem 28:24-(15:13-)Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen aus Mannheim näherte sich der scheidende deutsche Handballmeister nicht nur seinem Minimalziel, der Qualifikation für die Champions League, einen entscheidenden Schritt. Er nahm dabei auch seine Fans in der fast ausverkauften O2 World mit, die kaum weniger in diese Partie investierten als ihre Lieblinge auf dem Feld.

Von einem "Spiel auf hohem kämpferischem Niveau" wusste Trainer Martin Schwalb später zu berichten. Zu besonderer Freude aber bestehe kein Anlass. Zum einen gebe es schon am Sonnabend im Spiel beim TV Großwallstadt eine wichtige Aufgabe zu meistern. Zum anderen hatte ihn die gestrige Partie wohl einen weiteren Leistungsträger gekostet. Bertrand Gille klagte bereits in der Halbzeit über starke Schulterschmerzen, eine Kernspintomografie soll heute Mittag Aufschluss bringen.

+++ Hamburger erkämpfen Punkte gegen Rhein-Neckar Löwen +++

Hinsichtlich der Angriffsleistung hielt das Spiel, was man sich angesichts der Umstände davon hatte versprechen dürfen. Nicht wenige der Spieler hatten keine 48 Stunden zuvor noch um die Olympiaqualifikation gekämpft. Aber vor allem der HSV verstand es, den Qualitätsmangel durch Leidenschaft und Einsatz in der offensiven Abwehr gutzumachen. "Es gibt auch Schiedsrichter, die eine solche Deckungsarbeit nicht durchgehen lassen", haderte Löwen-Manager Thorsten Storm später. Angesichts des absurden Terminplans sei es allerdings auch "kein Wunder, dass das Spiel teilweise zu einer Prügelei mit Ball ausartete".

HSV-Linksaußen Torsten Jansen sprach lieber von "nötiger Aggressivität: Wenn man die an den Tag legt, sind auch Fehler zu verzeihen". Tatsächlich waren es die Kampfszenen, die das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss, etwa als Marcin Lijewski einen trudelnden Ball mit einem Hechtsprung sicherte. Aber auch zu wütenden Protesten, als Domagoj Duvnjak von den Löwen mit einer rüden Attacke gestoppt wurde. Dass die Fehlwurfquote von 40 Prozent wieder etwas zu hoch ausfiel, wollte am Ende niemand dem HSV vorwerfen. Stattdessen galt es, zwei Spieler besonders zu würdigen: Michael Kraus, der mit sechs Toren allein in der ersten Halbzeit sein vielleicht bestes Spiel für den HSV machte. Und Torwart Dan Beutler, der ein paar wichtige Würfe parieren konnte. "Wir haben in der Saison so viel abgekriegt", sagte Beutler, "da tut so ein Erfolgserlebnis richtig gut."

Tore, HSV: Kraus 6 (3 Siebenmeter), Lindberg 5, Vori 4, M. Lijewski 4, Jansen 3, Lackovic 3, Duvnjak 2, Hens 1; Rhein-Neckar: Cupic 9 (4), Gensheimer 7 (2), Sesum 4, Schmid 2, Bielecki 1, K. Lijewski 1. Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz). Zuschauer: 12 961. Zeitstrafen: 5; 6.