Während es für ihre Klubs um die Champions-League-Teilnahme geht, planen HSV-Star Lijewski und Löwen-Ass Krzysztof die Zukunft in Polen.

Hamburg. Der Plan war ein anderer. Im Jahr eins nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft mit dem HSV Hamburg wollten die Brüder Marcin und Krzysztof Lijewski erneut dem Titel in der Handball-Bundesliga hinterherjagen. Der Ältere, Marcin, 34, nach wie vor in Reihen des Nordklubs; der Jüngere, Krzysztof, mit den ambitionierten Rhein-Neckar Löwen, zu denen der 28-jährige Halbrechte nach der Saison 2010/2011 gewechselt war. Pläne allerdings lassen sich nicht immer so umsetzen, wie sie einst vorgesehen waren. Und so kämpft das polnische Brüderpaar heute Abend in der wohl ausverkauften O2 World (19.15 Uhr, Sport1 live) keineswegs um die Meisterschale, sondern nur noch um Platz vier in der Bundesliga; jenen Rang, der immerhin zur Teilnahme am Wildcard-Turnier für die Champions League berechtigt.

Im Falle einer erneuten Niederlage, wie sie der HSV im Hinspiel (29:33) bei den Nordbadenern erleiden musste, könnten beim derzeitigen Tabellenvierten vorerst alle Träume von der Königsklasse platzen. "Aber dieses Worst-Case-Szenario ist für mich kein Thema", sagt der reaktivierte HSV-Trainer Martin Schwalb, "dann sind wir halt mal nicht dabei." Die Champions-League-Teilnahme sei eine "Reputationsgeschichte" und bringe dem Verein "keine Millionen wie im Fußball". Eine höhere sechsstellige Summe ist es dennoch.

Der Imageschaden jedoch, der sich bei der Aushandlung künftiger Sponsorenverträge niederschlüge, ließe sich nach Jahren des intensiven Auf- und Ausbaus der Handballbegeisterung in Hamburg kaum bemessen. Und so will auch Marcin Lijewski, auf dem Parkett zuletzt nicht gerade mit "Sahnetagen" gesegnet, dazu beitragen, die Chance auf die Champions League zu wahren. Seine Zukunft ist indes genauso ungewiss wie die des deutschen Meisters. Im Sommer läuft Lijewskis Vertrag aus, zu einem möglichen neuen Angebot wollte sich Schwalb in seiner Funktion als HSV-Präsident auf Nachfrage des Abendblatts nicht äußern. Aus vereinsinternen Kreisen ist jedoch zu hören, dass man nicht um jeden Preis mit Lijewski plane. Zumal der HSV weiter damit liebäugelt, den Gummersbacher Nationalspieler Adrian Pfahl, 29, bereits in diesem Sommer aus seinem Vertrag (bis 2013) herauszukaufen.

Lijewski, der über Ostern mit seinem Bruder und der polnischen Auswahl in Spanien erfolglos um einen Olympiaplatz kämpfte, hat zudem eigene Pläne. Ihn zieht es zurück in seine Heimat nach Danzig, wo seine Ehefrau und die beiden Kinder des Linkshänders wohnen. Lijewskis Berater Mariusz Czok kündigte an, dass sein Klient den HSV bald über seine Rückkehr nach Polen informieren werde, sollte der Verein sich nicht demnächst zu einem Vertragsangebot durchringen.

Er täte es seinem Bruder Krzysztof gleich, der sich mit den Rhein-Neckar Löwen zur neuen Saison auf einen vorzeitigen Transfer zum polnischen Ligaprimus KS Kielce geeinigt hat. Die Löwen planen laut Manager Thorsten Strom künftig nur noch mit "sieben bis acht Topstars" und haben sich nach dem Rückzug von Aufsichtsratschef Jesper Nielsen, der sein finanzielles Engagement für die nächsten drei Jahre von 15 auf acht Millionen Euro reduzierte, für Sparmaßnahmen entschieden. Spitzenverdiener wie Krzysztof Lijewski (rund 700 000 Euro im Jahr) und Karol Bielecki, der ebenfalls nach Kielce wechselt, mussten daher gehen.

Lijewski trägt den Beschluss mit Fassung. Gegen die Hamburger will er in seiner vorerst letzten Bundesligasaison unbedingt gewinnen. "Wir haben gute Chancen, den HSV zu schlagen", betont der Rückraumschütze, dessen Team nach dem verkündeten Abschied von großen Zielen und Titeln zuletzt befreit aufspielte und Magdeburg und Göppingen schlug. Es ist wohl diese Leichtigkeit, die Befreiung vom Erfolgsdruck und zu hohen Erwartungen, die dem HSV derzeit fehlt. Schwalb fordert sie dennoch ein: "Viele haben uns abgeschrieben", sagt der 48-Jährige, "vielleicht muss uns das einfach egal sein."