Ein Kommentar von Janina Darm

Imperien gehen unter, wenn ihre tragenden Säulen nicht mehr stabil genug sind. Das ist in der Weltgeschichte nicht anders als im Sport. Der HSV Hamburg war in den vergangenen Jahren zu einer Handballgroßmacht aufgestiegen, die 2011 den ersehnten Meistertitel feiern konnte. Dieser XXL-Status ist jetzt in größter Gefahr, wenn die Entscheidungsträger nicht die Chance ergreifen, weitreichende Umbrüche einzuleiten und frische Gesichter zu etablieren. Tragende Säulen müssen nicht nur restauriert, sondern manchmal auch ausgetauscht werden. Und genau diese Möglichkeit scheint die einzige, die den HSV vor einem kontinuierlichen Abstieg bewahren kann.

Die Mannschaft kämpft. Sie hat es über weite Strecken beim 30:36 in Flensburg getan. Einzig die spielerischen Mittel wirken begrenzt. Interimscoach Jens Häusler konnte dem Team ebenso wenig neues Leben einhauchen wie der zuvor entlassene Schwede Per Carlén. Und auch Präsident Martin Schwalb dürfte es schwerfallen, die richtigen Mittel im Kampf um die Champions-League-Plätze zu finden, sollte er, in welcher Funktion auch immer, auf die Trainerbank zurückkehren. Die Handballlehrer haben nur mäßigen Einfluss - und nicht allein das fehlende Selbstvertrauen erklärt die mitunter schwachen Leistungen des HSV. Will der Verein eine Großmacht bleiben, muss er entschlossener als bisher den Mut für Veränderungen aufbringen. Andernfalls droht die zuletzt mäßige Stimmung bei den Fans in der Hamburger O2 World endgültig zu kippen.