Wunschtrainer der Hamburger Handballer will in Madrid bleiben - Kandidatensuche wird schwieriger

Hamburg. Die HSV-Handballer sind auf ihrer Suche nach einem Trainer für die nächste Saison zurückgeworfen worden. Wunschkandidat Talant Dujshebaev, 44, sagte den Hamburgern ab. Der gebürtige Kirgise mit spanischem Pass will vorerst bei Atlético Madrid (früher Ciudad Real) bleiben. "Atlético ist meine erste Option. Ich hatte hervorragende, menschlich sehr angenehme Gespräche mit dem HSV, mit Martin Schwalb und Andreas Rudolph. Ich wäre gern nach Hamburg gekommen. Schade, dass es jetzt nicht geklappt hat, aber so ist das manchmal im Leben. Über die Gründe möchte ich nichts sagen. Sie liegen weder im finanziellen noch im sportlichen Bereich, bei meinem Gehalt oder ähnlichen Dingen. Da wären Kompromisse von meiner Seite aus jederzeit möglich gewesen", sagte Dujshebaev dem Abendblatt.

Hintergrund des Rückzuges scheint die ungeklärte Situation beim dreimaligen Champions-League-Sieger. Dujshebaev fühlt sich diesem Klub und dessen Mäzen Domingo Diaz de Mera auch in schlechten Zeiten verpflichtet. Und die haben im spanischen Handball begonnen. Der Trainer fürchtet, dass bei seinem Weggang alles, was er und Bauunternehmer de Mera in den vergangenen elf Jahren gemeinsam aufgebaut haben, zusammenbrechen könnte. Rettung könnte allerdings in Form arabischer Investoren nahen. Die wollen Atlético, die Handballer und die Fußballer, aufkaufen. Die Zukunft des Klubs wäre damit gesichert, und Dujshebaev möglicherweise wieder ein Kandidat für den HSV Hamburg. Bei einem Wechsel zum deutschen Meister hatte er Torhüter Arpad Sterbik, 32, Kreisläufer Julen Aguinagalde, 29, und Linksaußen Jonas Källman, 30, aus Madrid mitbringen wollen; wobei Sterbik einem Engagement in der Bundesliga wegen der weit höheren Belastung angeblich skeptisch gegenüberstand.

HSV-Präsident Martin Schwalb hatte während der laufenden Gespräche mit Dujshebaev stets betont, dass der Klub auch mit anderen Trainern Kontakt aufgenommen habe. Einer der Kontaktierten war Zvonimir "Noka" Serdarusic, der ehemalige Coach des Rekordmeisters THW Kiel, der sich selbst beim HSV angeboten hatte. Weil Serdarusic im Prozess um angebliche Spielmanipulationen zu Kieler Zeiten zwar vom Kieler Landgericht freigesprochen wurde, die Staatsanwaltschaft gegen das Urteil aber Revision beantragt hat, scheint die Verpflichtung des 61-Jährigen derzeit ausgeschlossen.

Erfolgreiche Nationaltrainer wie Ulrik Wilbek, 53, der mit Dänemark gerade zum zweiten Mal Europameister geworden ist, wären wiederum erst nach den Olympischen Spielen in London Ende August frei. Kurz danach beginnt die neue Bundesligasaison. Bliebe der zwischenzeitlich angedachte Rückgriff auf eine interne Lösung: Guillaume Gille. "Ich will Trainer werden", sagte der Franzose, "aber das steht nicht im Zusammenhang mit der aktuellen Situation des HSV." Guillaume Gille und sein Bruder Bertrand wollen im Sommer als Spieler zu ihrem Heimatverein Chambéry zurückkehren.