Ein Kommentar von Achim Leoni

Es gab eine Zeit beim HSV Hamburg, da hätte der Abgang von Bertrand und Guillaume Gille das Aus für den Verein bedeutet. Eine Zeit, in der Deutschlands ambitioniertestes Handballprojekt vor allem durch Schulden, sportliche Misserfolge und einen immensen Verschleiß fragwürdiger Führungskräfte von sich reden machte. Dass das marode Gebilde 2004 nicht zusammenbrach, ist auch den Gebrüdern Gille zu verdanken. Äußerlich unbeirrt spielten sie gegen die chronische Krise an, nach innen zähmten sie die Fliehkräfte im Mannschaftskern, indem sie dem Verein demonstrativ die Treue hielten.

Am Ende dieser Saison werden die beiden letzten verbliebenen Gründungsmitglieder den HSV verlassen und in ihre Heimat zurückkehren. So schmerzlich dieser Verlust sportlich wie menschlich ist: Der Verein wird ihn überleben, und auch das ist natürlich den Gilles zu verdanken. Ihre Mission haben sie mit dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im vergangenen Jahr erfüllt. Bedeutsamer noch als der Titel aber ist das Verdienst, den Spitzenhandball nach Jahrzehnten wieder in Hamburg etabliert zu haben.

Der HSV sollte den Abgang seiner Geburtshelfer dazu nutzen, sich für die zweite Dekade seines Bestehens zu rüsten. Die Verjüngung der Mannschaft ist die vordringliche Aufgabe der nächsten Jahre. Sie ist nicht nur ein sportliches, sondern auch ein wirtschaftliches Gebot, um sich von Mäzen Andreas Rudolph unabhängig zu machen. Ein zu hohes finanzielles Wagnis würde das Erbe der Gilles gefährden.