Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Der Rauswurf ihres Trainers Per Carlén eröffnet den HSV-Handballern noch einmal die Chance, nach dem Gewinn der deutschen Meisterschaft im vergangenen Juni Versäumtes nachzuholen: die konsequente Verjüngung der Mannschaft, der ältesten der Bundesliga. Ohnehin scheint sie die einzige Möglichkeit, mittelfristig weiter Spitzenhandball in der O2 World zu garantieren. Dass das jetzige Team von Weltklassespielern bei den anstehenden Belastungen in diesem Jahr mit der EM Ende Januar in Serbien, der Olympiaqualifikation im April und den Olympischen Spielen im August in London in der nächsten Saison reüssieren könnte, grenzte an ein medizinisches Wunder. Schon 2008, nach einer ähnlich geballten Terminhäufung, gaben die Hamburger ihre Titelchancen frühzeitig aus der Hand. Ein personeller Umbruch, zum Beispiel begleitet mit einem bei den Fans respektierten Trainerneuling wie Guillaume Gille, könnte nicht nur die Zukunft gewinnen, er dürfte auch helfen, die Rentabilität des Projekts HSV Hamburg zu erhöhen. Bisher ist der Verein ein Millionengrab für Andreas Rudolph, den Mehrheitseigner der Spielbetriebsgesellschaft.

Die Befürchtung, Publikum und Sponsoren könnten diese Veränderung nicht mittragen, scheint unbegründet. Der Verein hat sich in den vergangenen sieben Jahren Mengen an Sympathien und Vertrauen erarbeitet, die eine zeitlich begrenzte Erfolglosigkeit aushalten würden. Die Füchse Berlin beweisen zudem gerade mit rund 60 Prozent des HSV-Etats, dass nicht nur die Verpflichtung von Topstars, sondern auch andere, intelligente Konzepte an die Spitze der Handballbundesliga führen können.